4. Ostersonntag 2025 C
Messtexte | Word-Dokument
Am Donnerstagabend um 18:08 Uhr war es überraschenderweise schon so weit: Weißer Rauch stieg aus dem berühmtesten Kamin der Welt auf! Die Glocken begannen zu läuten, und mit großer Spannung erwartete die Welt, wer sich auf der Loggia des Petersdoms als neuer Papst zeigen würde.
Als schließlich Kardinal Robert Francis Prevost aus Chicago erschien, war es – wie schon vor zwölf Jahren – für mich ein überraschender Moment: Wieder war es ein mir bislang unbekannter Kardinal, der zum Papst gewählt wurde. Und erneut war es eine große Überraschung! Er ist der 267. Papst der Kirchengeschichte – und erstmals stammt ein Papst aus den Vereinigten Staaten.
Immer wieder hatte ich Stimmen gehört, die einen Papst aus Afrika oder Asien für möglich hielten – und im Stillen fügte ich oft hinzu: … oder aus Nordamerika. Umso mehr freue ich mich über diese Wahl und möchte meine Freude mit Ihnen teilen.
Mein erster Eindruck war von großer Sympathie geprägt. Während der Pfarrgemeinderatssitzung, die an diesem Abend in Böhlerwerk stattfand, spürte ich eine tiefe Herzensfreude, die mich durch die ganze Sitzung begleitete.
Die ersten Worte unseres neuen Papstes waren ein österlicher Gruß: Der Friede sei mit euch! Wie sehr sehnt sich unsere Welt nach Frieden! Und wie sehr wünsche ich mir immer wieder diesen inneren Frieden – den Frieden des Herzens, den er angesprochen hat.
Papst Leo XIV. hat in seiner ersten Ansprache das Wesen des Papstamtes betont: Pontifex zu sein – Brückenbauer. Diese Berufung bewegt auch mich tief. Wie sehr wünsche ich mir, Brücken zu bauen – zwischen Menschen, Meinungen, Kulturen. Christus selbst hat die große Brücke zwischen Gott und den Menschen gebaut: das Kreuz. Wer Brücken baut, folgt Christus nach – und trägt dabei auch das Kreuz.
Der neue Papst war acht Jahre lang, bis 2023, Bischof in Peru – einem Land, das auch ich im Jahr 2023 mit einem Mitbruder bereisen durfte, der dort viele Jahre als Missionar tätig war. Bereits seit 1988 wirkte Papst Leo XIV. dort als Missionar, nachdem er schon 1987 zum Missionsdirektor der Augustinerprovinz ernannt worden war. Seine Liebe zur Mission ist unübersehbar – und als Diözesandirektor der Päpstlichen Missionswerke von St. Pölten erfüllt mich das mit großer Freude.
Wenn er sagt, dass wir gemeinsam Wege suchen müssen, wie wir eine missionarische Kirche sein können – eine Kirche, die Brücken baut und den Dialog sucht – dann finde ich mich in diesen Worten ganz wieder.
Am Ende seiner Ansprache wandte er sich auf marianische Weise an die Gottesmutter und begrüßte sie mit dem Ave Maria. Mein Herz jubelte – denn auch ich bin im Herzen ein Kind Mariens und möchte mich ihr ganz anvertrauen. Auch wenn mir die Muttergottes von Pompei, auf die er verwies, weniger vertraut ist, berührte mich dieser Gruß sehr. Seine Wahl fand an diesem Fest der Muttergottes vom Rosenkranz statt – welch schönes Zeichen!
So wünsche ich unserem neuen Heiligen Vater viel Kraft, Segen und Freude in seinem Amt – dass er als guter Hirte vorangeht. Heute am Sonntag des guten Hirten durfte ich ihnen ein paar Worte über unseren neuen Papst sagen, der ein guter Hirte sein soll. Er ist der oberste Hirte. Er hat sich den Namen Leo gegeben. Leo heißt Löwe. Ich weiß noch nicht, warum er sich diesen Namen gab, aber in seiner ersten Predigt am Freitag an die Kardinäle bei der heiligen Messe in der sixtinischen Kapelle da endete er mit einem Zitat vom heiligen Ignatius von Antiochien, der in Rom im Kolosseum den Löwen vorgeworfen wurde. Ich möchte Ihnen den Schluss dieser Predigt noch mitteilen, denn die Gedanken haben mich sehr berührt. Das Zitat vom hl. Ignatius lautete: „Ich werde wirklich ein Jünger Christi sein, wenn die Welt meinen Leib nicht mehr sieht.“ Er bezog sich darauf, dass er im Zirkus von wilden Tieren verschlungen werden würde – und so geschah es -, doch seine Worte verweisen in einem allgemeineren Sinn auf eine unverzichtbare Anforderung für alle, die in der Kirche ein Leitungsamt ausüben: zu verschwinden, damit Christus bleibt, sich klein zu machen, damit er erkannt und verherrlicht wird, sich ganz und gar dafür einzusetzen, dass niemandem die Möglichkeit fehlt, ihn zu erkennen und zu lieben. Sein Schlusssatz lautete und dem möchte ich mich anschließen: Gott gebe mir diese Gnade, heute und immer, mit der Hilfe der liebevollen Fürsprache Marias, der Mutter Kirche. Amen