3. Ostersonntag C 2016
www. Predigtdienst.net
Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
Navigation

3. Ostersonntag 2016 C

Messtexte | Word-Dokument

Für die sieben Fischer auf dem See Genesareth ist es ein sehr enttäuschender Morgen. Sie haben die ganze Nacht hindurch gearbeitet und das Ergebnis ist Null. Sie haben nichts gefangen. Der Alltag mit seinen Höhen und Tiefen, mit seinen Erfolgen und Enttäuschungen ist anscheinend wieder eingekehrt. Die Jünger gehen ihrem ursprünglich gelernten Beruf Fischer nach. Doch in dieser Nacht fingen sie nichts.

Da steht in der Morgendämmerung eine Gestalt am Ufer und spricht zu ihnen: „Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen?“ „Nein“. Der Unbekannte, Geheimnisvolle gibt den Rat: „Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus, und ihr werdet etwas fangen“. Das ist nicht sehr sinnvoll, da die beste Fangzeit vorbei ist! Bei Tag gehen die Fische auf den Grund des Sees, während sie sich in der Nacht im oberen Gewässer aufhalten. Die Fischer werfen dennoch das Netz aus, obwohl sie Jesus nicht erkennen, und der Fang ist überwältigend. Sie können kaum noch das volle Netz ziehen. Eigenartig! Bis jetzt haben sie diese Gestalt im Halbdunkel wirklich nicht erkannt. Sie dachten nicht an den Tag mit Jesus zu seinen Lebzeiten, an dem er schon einmal ein solches Wunder gewirkt hat.

 Ist es nicht auch oft bei uns so, dass Jesus mit uns spricht, dass er uns ansprechen will, ohne dass wir ihn richtig wahrnehmen als den Herrn. Wir sind oft mit uns selbst zu sehr beschäftigt, sodass wir die Stimme nicht erkennen, ja gar nicht hören. Der Alltag ist eingekehrt und unsere Gedanken sind beim Beruf, in der Arbeit, oder bei der Familie und wir merken nicht, dass Jesus zu uns spricht. Denken wir doch öfter am Tag an Jesus. Er ist immer da und wir tun so, als ob es ihn nicht gibt. Wir rechnen nicht mit ihm. Die Apostel rechneten auch nicht mit Jesus, obwohl er doch erst erschienen ist.

Erst der reiche Fischfang lässt dem Lieblingsjünger Johannes ein Licht aufgehen. Er ist der Erste, der Jesus erkennt: „Es ist der Herr!“ Ist es die starke Liebe, die Reinheit des Johannes, die ihn tiefer blicken lässt, als alle anderen? Ist es die innige Liebe zum Herrn, die sogar den Petrus immer wieder in den Schatten stellt?

Ein ähnliches Erlebnis ist uns berichtet, als Petrus und Johannes zum Grab hinlaufen. Johannes ist schneller am Grab, aber er lässt Petrus, dem Jesus die Schlüsselgewalt übertragen hat, den Vortritt. Er wartet vor dem Grab und läßt Simon als erster ins Grab hineingehen. Von Johannes heißt es dann nur: Er sah und glaubte. Welch große Gnade wird ihm, dem Jünger, den Jesus liebte, auch hier geschenkt.  Wieviele taten sich sehr schwer mit dem Auferstehungsglauben? Johannes, der auch als einziger von den Aposteln unter dem Kreuz stand, konnte sofort glauben. „Es ist der Herr!“  Nun erkennt auch Petrus den Herrn und es hält ihn nicht mehr im Boot. Er springt in das Wasser und schwimmt dem Herrn entgegen.

Als sie an Land waren, kommt es dann zu diesem liebevollen Gespräch zwischen Jesus und Petrus am Kohlenfeuer. Dreimal wird Petrus gefragt, ob er Jesus lieb hat. Dreimal antwortet Petrus mit der Zusicherung: Du weißt, Herr, dass ich dich liebe. Beim dritten Mal erinnert er sich an die dreimalige Verleugnung wahrscheinlich auch am Feuer vor dem Palast des Hohenpriesters und wird sehr traurig. Jesus gibt ihm hiermit die Gelegenheit sein Versagen wieder gut zu machen. Er zeigt ihm, dass er ihm verzeiht und dass er ihm aber auch eine große Verantwortung übertragen wird. „Weide meine Schafe; weide meine Lämmer.“ Petrus bekommt eine ganz wichtige Aufgabe. Er soll als Hirte über die Herde wachen. Der erste Papst wird er sein und die Kirche Jesu Christi als sein Nachfolger leiten und regieren.

Es stellt sich immer wieder die Frage: Warum wird gerade Petrus auserwählt, der doch, wie wir immer wieder in den Evangelien sehen, sehr schwach war, der den Herrn verleugnete und ihn alleine ließ. Wäre nicht Johannes würdiger gewesen? Jesus war frei in seiner Entscheidung. Petrus hat in der entscheidenden Situation, als Jesus sie fragte: „Für wen haltet ihr mich?“, richtig geantwortet: „Du bist der Messias.“ Petrus hat bitter seine Sünden bereut. Petrus hat hiermit gezeigt, dass er demütig sein kann. Jesus hat für ihn gebetet, dass sein Glaube nicht wanke. Es ist dies für uns die Garantie, dass durch das Petrusamt, durch das Lehramt der wahre Glaube uns überliefert wird.

Weide meine Schafe! Mit der dreimaligen Frage, dem dreimaligen Bekenntnis und dem dreimaligen Auftrag wird uns auch die Bedeutung dieser Szene bewusst gemacht. Mit dem kurzen Satz „Weide meine Schafe.“ überträgt Jesus dem Petrus die oberste Hirtengewalt. Die Apostel im Umkreis haben das sehr genau verstanden. Die größte Vollmacht wird ihm übergeben. Wenn ich jetzt nicht mehr sichtbar inmitten meiner Herde lebe, weide du sie sichtbar statt meiner. Dreimal sagt er es mit Nachdruck und Klarheit, damit es keiner vergißt. Dreimal sagt er es, um jeden Irrtum, jedes Mißverständnis auszuschließen. Du bist von nun an der oberste Hirte meiner ganzen Herde. Also genau das, was der Papst in der Kirche Christi heute noch ist.

Wenn wir Rückschau halten auf die 2000 Jahre Papstgeschichte, können wir eigentlich nur staunen. Trotz Gegenpäpste, trotz schlechter Päpste gibt es das Papsttum heute noch. Kein Königshaus kann sich hiermit vergleichen. Alle Herrscherhäuser und Dynastien sind nach einer gewissen Zeit untergegangen oder viele unwichtig geworden. Das Papsttum hat überlebt trotz oder auf Grund der äußeren Verfolgungen, der Märtyrerpäpste, trotz Haß, Kampf und Neid bis auf den heutigen Tag. Ist dies nicht ein Wunder, ein Beweis, dass es Gottes Wille ist, dass der Heilige Geist die Kirche hierarchisch führen will?

Weide meine Schafe! Petrus hat diesen Satz ernst genommen. Uns ist aufgetragen, dem heiligen Vater treu zu sein, und, so wie es auch Jesus getan hat, für den Papst zu beten, dass er seine Aufgabe, sein schweres Amt in Treue zum Willen Christi ausübt. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024