5. Sonntag im Jahreskreis C 2016
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5. Sonntag im Jahreskreis 2016 C

Messtexte | Word-Dokument

Einen Satz aus dem Evangelium möchte ich herausgreifen. Dieser Satz beeindruckt mich sehr, denn in der heutigen Zeit finden wir ihn sehr selten. Er wird von Menschen nicht sehr oft verwendet, nämlich die Reaktion von Petrus auf den reichen Fischfang: „Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder!“ Wir hören fast nur das Gegenteil. Fast keiner gibt zu, dass er sündigt und Sünden hat. Immer wieder höre ich dagegen: „Ich habe keine Sünden. Ich muss nichts beichten.“ Manche würden gerne umgekehrt formulieren. „Komm her, Jesus, ich bin ein Heiliger!“

Petrus hat Jesus nicht geglaubt und nicht vertraut. Er gibt diese Sünde zu. Viele sagen vielleicht darauf. Wie kommt Petrus darauf, dass dies eine Sünde sein soll? Wo ist die Sünde? Er hat sogar getan, was Jesus ihm angeschafft hat! Ja, schon, aber in dem Augenblick, wo er das nicht erwartete Wunder sieht, wird ihm wieder klar, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, der alle Macht auf Erden hat, ja der wirklich göttliche Macht hat. Er selbst hat es wieder mal vergessen und daran gezweifelt. Das ist seine Sünde. Er hat gezweifelt, dass Jesus das Wunder wirken kann. Er hat zwar getan, was Jesus gesagt hat, aber geglaubt hat er es nicht. Wahrscheinlich hat er sich gedacht: Du wirst schon sehen, dass wir nichts fangen. Die Nacht ist die bessere Zeit, um zu fischen, und du als „Nicht-Fischer“ meinst, am helllichten Tagen könnten wir Fische fangen.

 Auch wenn dieser Unglaube in manchen menschlichen Augen keine schwere Sünde ist, für Petrus war es etwas Schlimmes. Dem Meister nicht vertrauen, das ist nicht in Ordnung.

Leider ist das bei vielen Menschen so, dass sie ihre Sünden nicht erkennen, nicht erkennen wollen, sich nicht bemühen, sie zu erkennen oder auch einfach das Gewissen totschlagen, wenn es sich rührt. Es kann doch nicht sein, dass ich eine Sünde begangen habe.

Diesen Satz aber „Herr, geh weg von mir, ich bin ein Sünder.“ wird so mancher sprechen, wenn er in der Ewigkeit auf Jesus trifft. Nach dem Tod kommt das Gericht, und Gott wird den Sünder richten. Wer mit einer schweren Todsünde stirbt, wird entsprechend verurteilt werden und kann nicht gerettet werden. Wer mit lässlichen Sünden stirbt, wird den entsprechenden Läuterungsprozess durchleiden müssen.

Ist es aber nicht auch so, dass die Seele, die nun in diesem Augenblick im Licht der Wahrheit erkennt, dass sie noch nicht rein ist und nicht mit einem reinen schönen Gewand in den Hochzeitssaal eintreten kann, von sich aus sagt: „Geh weg von mir, ich bin ein Sünder!“ Oder anders ausgedrückt. Die Seele antwortet freiwillig: Ich geh noch weg, denn ich bin noch nicht entsprechend gereinigt. Ich muss noch das Hochzeitsgewand sauber machen und das dauert noch eine gewisse Zeit. Ich komme später wieder! Meine Sehnsucht ist zwar groß, sofort in die ewige Glückseligkeit einzutreten, aber ich bin noch nicht bereit. Ich muss noch geläutert werden.

Beides wird es sein. Gott wird richten und wir selber werden entsprechend reagieren, wenn wir erkennen, wie wir sind. Wir sehen ein, dass nur etwas Heiliges in die himmlische Ewigkeit, zu Gott, dem Allheiligen, eintreten kann.

So hoffen wir, dass wir schon auf dieser Erde uns entsprechend erkennen und immer wieder reinigen, sodass wir nicht in der Ewigkeit sagen müssen: „Geh weg von mir, ich bin ein Sünder.“ Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024