15. Sonntag im Jahreskreis C 2016
www. Predigtdienst.net
Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
Navigation

15. Sonntag im Jahreskreis 2016 C

Messtexte | Word-Dokument

Heute geht es um die Entscheidungsfrage: Was muss ich tun, um in den Himmel zu kommen? Wir kennen alle die Antwort: Ich muss Gott und den Nächsten lieben.

Meine Frage aber lautet: Wie zeigt sich diese Gottesliebe? Manche sagen: „Ich spüre sie nicht. Ich fühle nichts.“ Liebe ich Gott wirklich oder rede ich mir das nur ein? Ist in mir eine echte Gottesliebe oder ist es nur eine Täuschung? Woher weiss ich, dass ich Gott wirklich liebe?

Die Antwort Jesu darauf lautet: Der ist es, der mich liebt, der meine Gebote hält. Also einer, der tut, was ich sage, was ich gesagt habe. Einer, der nicht sündigt, der sich bemüht das Gute zu tun. Dieser liebt mich auch.

Einer, der eben auch den Nächsten liebt. Nicht so wie der Priester und der Levit, die beide, obwohl sie den Verletzten sahen und wussten, dass er meine Hilfe braucht, an dem Schwerverletzten vorbeigingen. Diese meinten irrtümlich von sich selbst, sie lieben Gott in besonderer Weise. Das Gegenteil ist der Fall. Sie merken gar nicht, wie schwach ihre Gottesliebe ist.

Vier Punkte möchte ich nennen, wie sich eine echte Gottesliebe zeigt?

1. Es ist erstens - und das ist das Wichtigste! - der Gehorsam gegen Gottes Willen und Gottes Gebote. Und dazu gehört die Barmherzigkeit. So wie Gott selbst barmherzig ist, so sollen auch wir barmherzig gegenüber unseren Nächsten handeln. So müssen auch wir helfen, wenn andere in Not sind. Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Daran erkennt man den Barmherzigen.

2. Dann zweitens der Eifer für Gott und seine Sache. Wer eine Begeisterung für Gott entwickelt, hat auch Gottesliebe. Die Lauen speie ich aus, sagt Jesus. Weder kalt noch heiß, das ist nichts. Ein Fußballfan ohne Begeisterung ist kein Fußballfan. Wenn sich jemand für Gott sich einsetzt, ist das ein Zeichen für seine Liebe.

3. Die Freude an Gott. Wer immer nur ein Miesepeter ist, hat keine Gottesliebe. Ein froher Mensch ist ein Zeichen dafür, dass einer von der Liebe Gottes erfüllt ist und selber Gott liebt.

Und 4. Die Treue im Kampf. Und der Kampf gegen Gott und seine Kirche wird immer ärger. Wir wollen nicht umfallen, sondern treu gegen das Böse kämpfen, besonders gegen die Sünde.

Das sind die 4 Punkte, an denen wir erkennen, wie groß unsere Gottesliebe ist.

  1. Bin ich Gehorsam gegen Gottes Willen und seine Gebote?
  2. Habe ich einen Eifer für Gott und seine Sache?
  3. Habe ich Freude an Gott?
  4. Bin ich treu im Kampf?

Gottesliebe also hat nicht so sehr etwas zu tun mit Gefühl. Das Gefühl ist nicht das Wesentliche. Sicherlich hat Freude auch etwas mit Gefühl zu tun, aber entscheidend ist unser Wille, den wir nach Gott ausrichten sollen. Wir wollen uns immer wieder fragen: Was will Gott von mir? Nicht mein Wille geschehe. Das Ich! Das Ego! Der Egoismus ist in der heutigen Zeit so etwas schlimmes. Jeder denkt fast nur an sich. Nein, zuerst denken wir an Gott, und er denkt dann an uns und schenkt uns, was wir brauchen. „Nicht mein Wille geschehe.“ Das waren die Gebetsworte Jesu am Ölberg: Lass den Kelch an mir vorübergehen. Aber Vater, nur dein Wille möge geschehen. Auch Jesus war gehorsam dem Willen des Vaters. Wenn wir also Gottes Willen gehorchen und seine Gebote halten, dann lieben wir Gott. Jesus drückt die Liebe zum Vater dadurch aus, dass er den Willen des Vaters tut, auch wenn es schwer wird. Wer im Leiden treu ist, hat echte Gottesliebe.

Wenn wir Gott lieben, wird er diese Liebe lohnen. Schon hier auf Erden mit immer neu beschenkender Liebe und Gottesfreude. Den vollen Lohn freilich hat er sich fürs andere Leben aufgespart.

Wir dürfen Gott also lieben, weil er uns einen Lohn verheißen hat. Wir dürfen ihn aber auch, und das ist noch viel höher und besser, lieben aus reiner Liebe zu Gott. Nicht nur weil wir etwas dafür bekommen  oder vielleicht auch, weil ich sonst bestraft werde, aus Angst. Das ist eine unvollkommene Liebe. Die vollkommene Gottesliebe ist die nicht um des eigenen Vorteils willen, sondern ich mache es Gottes wegen, weil er der ist, der mich erschaffen hat, der mich zuerst geliebt hat, der mir so viel Gutes getan hat. Deshalb liebe ich Gott. Bitten wir ihn, dass wir immer mehr erfüllt werden von dieser echten, wahren Gottesliebe. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024