4. Fastensonntag C 2016
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4. Fastensonntag 2016 C

Messtexte | Word-Dokument

Das Gleichnis vom verlorenen Sohn ist eine wunderschöne Geschichte, die uns Jesus erzählt. Sie zeigt uns das echt christliche Gottesbild. Gott ist nämlich wirklich der barmherzige Vater. Der verlorene Sohn kehrt um zu seinem Vater und wird nicht abgelehnt, sondern freudig aufgenommen. Er bereut seine Sünden und bittet Gott um Vergebung. Auch wir brauchen immer wieder die Vergebung Gottes. Ich darf sie daher in dieser Predigt erinnern an die Osterbeichte. Wir brauchen keine Angst haben umzukehren. Gott wird uns nie abweisen. Er steht immer mit ausgebreiteten Händen vor seinem Haus, um uns mit Freude zu empfangen. Meine Predigt hat wieder drei Teile.

  1. Erstens möchte ich ihnen eine wahre Begebenheit erzählen. Andreas Englisch schreibt in seinem Buch „Die Wunder von Johannes Paul II.“ eine interessante Begebenheit. Ein Bischof besucht einmal den hl. Vater. Auf den Weg dorthin im Vatikan begegnet er einem Bettler, in dem er überraschenderweise einen Priester erkennt, den er selber geweiht hat. Er erzählt dieses schockierende Erlebnis dem hl. Vater Johannes Paul II. Dieser sagt zu ihm, er soll diesen Mann am nächsten Tag zum Mittagessen mitnehmen. Nach dem Mittagessen wollte er mit dem Bettler, dem abgefallenen, sündigen Priester, allein sein. Als sie dann zu zweit in einem Zimmer waren, sagte er zu ihm: „Ich möchte bei dir beichten!“ Der Bettler antwortete erschüttert darauf. „Das geht doch nicht. Ich bin ein abgefallener Priester.“ „Du bist Priester auf ewig und ich gebe dir die Erlaubnis.“, sagte der Papst. Er beichtete bei ihm und dies war der Anfang einer Bekehrung. Auch wenn diese Begebenheit vielleicht nicht 100% zu unserem Gleichnis passt, weil der barmherzige Vater nichts zu beichten hat, weil er Gott ist, weil Gott ganz heilig ist, kann sie uns trotzdem helfen, einen Aspekt des Gleichnisses besser zu verstehen, und zwar ist das der zweite Teil.
  2. Was ist die Sünde des verlorenen Sohnes? Ist es das Weggehen vom Vater? Aber früher oder später hätte er weggehen müssen, denn er ist der jüngere Sohn und es war klar, der ältere übernimmt den Hof und der Jüngere wird ausbezahlt. Und was er mit seinem Geld macht, ist doch seine Sache? Dass er alles verschleudert ist tragisch, aber muss nicht unbedingt Sünde sein, und dass eine Hungersnot kommt, dafür kann er auch nichts. Die schwere Sünde ist meines Erachtens der Stolz. Nicht nur, dass er zugibt, sich von Gott, vom Vater, entfernt zu haben, sondern die Demut umzukehren, sich helfen zu lassen, ist das Große, das er vollbringt. Und so ist das bei unserer wahren Begebenheit auch: Das Beichten des Heiligen Vater bei diesem Priester ist das Große, das große Zeichen der Demut, das Vorbild für den Priester, das ausschlaggebend war. Der Stolz könnte im Prinzip die Sünde des zweiten Sohnes sein, wenn er sich nicht mitfreut. Damit bin ich beim dritten Teil.
  3. Wenn der andere Sohn nicht hineingeht, dann hat er im Prinzip die gleiche Sünde: diesen Hochmut! Wie viele Sünden können auf unseren Stolz zurückgeführt werden, auf das eigene „Ich“, das sich immer in den Vordergrund schiebt? So lassen wir uns in der Not nicht helfen, weil wir meinen, wir schaffen es alleine. Wir können uns doch nicht von jemandem anderen aus dem Sumpf herausziehen lassen. Es geht sicher ohne fremde Hilfe. Aber letztlich müssen wir diese Demut aufbringen. Jesus Christus hat deswegen unsere Schuld am Kreuz gesühnt. Wir müssen uns von ihm helfen lassen. Wir können uns nicht selbst erlösen, sondern wir sind angewiesen darauf, dass Gott seinen Sohn sendet und uns entgegenläuft. Ja, es ist eigentlich so, dass der barmherzige Vater nicht nur vor seinem Haus wartet, sondern uns sucht, wie beim verlorenen Schaf. Lassen wir uns finden und uns zurücktragen! Aber zumindest „finden lassen“ müssen wir uns. Noch besser uns aufmachen, im Beichtstuhl bekennen und ein Fest feiern.

    Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024