2. Fastensonntag C 2016
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2. Fastensonntag 2016 C

Messtexte | Word-Dokument

Die Fastenzeit ist die 40-tägige Reise mit Jesus nach Jerusalem, wo er sterben wird. Wir sind eingeladen mit ihm diese letzte Reise hier auf Erden zu machen. Die Kirche möchte uns mit den Sonntagsevangelien diesen Weg zeigen.

Wenn wir Jesus hier begleiten, müssen wir einige Berge mit ihm besteigen bis hin zum letzten Berg Golgotha, dem Ort der Kreuzigung.

Einen Berg haben wir schon letzten Sonntag erklommen. Das war der Berg der Versuchung. Der Teufel führte Jesus auf einen hohen Berg, zeigte ihm alle Reiche der Erde und würde ihm das alles schenken, wenn er ihn anbetet. Vor uns liegt der Ölberg, auf dem Jesus Blut geschwitzt hat.

Aber auch den heutigen Berg dürfen wir besteigen. Es ist ein Intermezzo. Es ist eine Unterbrechung des Leidensgedanken. Der Berg Tabor öffnet uns den Himmel und zeigt uns Jesus strahlend weiß in seiner Herrlichkeit. Die Verklärung Jesu wird es genannt. Die Jünger sahen den verklärten Leib, so wie er im Himmel sein wird, leuchtend, schön, strahlend weiß, ein unbeschreiblicher Glanz.

Betrachten wir heute diesen verklärten Leib. Viele können die leibliche Auferstehung nicht glauben. Manche spotten sogar darüber. So hat damals schon vor über 2000 Jahren Kleopatra, die berühmte Königin von Ägypten, nach altem Bericht in übermütiger Laune einen jüdischen Schriftgelehrten gefragt, ob die Toten nackt oder bekleidet auferstünden. Da gab ihr der Rabbi ernst zur Antwort: „Das Weizenkorn wird nackt in die Erde gesenkt; bei seiner Auferstehung aber aus seinem Erdengrab trägt es viele schöne Gewänder.“

Die Kirche lehrt und glaubt, dass unser Leib einmal verwandelt wird in einen Leib der Unverweslichkeit, der frei ist von allem Leid. Es wird ein Leib sein, der keine Krankheit kennt. Dieser Körper kennt auch keine Not und keine Last. Es ist ein Leib voll Glanz und Herrlichkeit.

Die Lichtfülle Gottes strahlt aus ihm mit unaussprechlicher Schönheit.

So wie Jesus auf Tabor strahlte, so wird jeder Leib im Himmel strahlen.

Auch unser Leib wird einmal teilhaben an der Herrlichkeit, die der Seele im Himmel verheißen ist. Darum die Verklärung.

Noch ein Vergleich, um es besser zu veranschaulichen: Jeder Mensch weiß, dass Steinkohle und Diamant von gleichem Stoff sind. Die Steinkohle ist nichts als Kohle in ihrer Niedrigkeit, und der Diamant ist nichts als Kohle in ihrer Herrlichkeit. Doch welch ein Unterschied ist zwischen beiden. In dem einen Fall ist sie schwarz, ohne Glanz und Ansehen; im zweiten Fall funkelt und strahlt sie im Sonnenlicht wie ein kleiner Stern am Himmel.

Die Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor möchte uns auf diese Wirklichkeit hinweisen. Gott wird unsern Leib einmal verwandeln von Steinkohle zu Diamant.

Maria ist bereits mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen, so wie Jesu Leib, der Auferstehungsleib, dort ist. Sie erfreuen sich der Freuden im Himmel. Ihr verklärter Leib strahlt in der Herrlichkeit.

Der heutige Berg der Verklärung öffnet uns also einerseits einen Spalt des Himmels und weist uns andererseits darauf hin, dass auch der Leib Jesu, der leiden wird, der so viel Schmerz aushalten wird, im Himmel einmal sein wird als verklärter Leib.

Für die Jünger war dieses Erlebnis so beeindruckend, dass sie in jenen Tagen niemand davon erzählten, was sie gesehen hatten. Auch für uns ist dieses Glaubensgeheimnis beeindruckend. Der Himmel ist beeindruckend. Der hl. Paulus sagt: „Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.“ Letztlich war das, was die Augen der Apostel gesehen haben nur ein Abglanz der ewigen Herrlichkeit. Kein Mensch könnte die Herrlichkeit, die uns bei Gott erwartet, hier auf Erden sehen und aushalten, ohne dass er vor Glück sterben würde.

Ich hole sie jetzt zurück vom Berg der Verklärung. Wir stehen in der Fastenzeit, die uns aufruft zur Umkehr, die wir nützen wollen, damit die Zeit der Gnade nicht an uns vorübergeht, ohne dass sie unser Herz erreicht hat. Es braucht diese Zeit der Buße. Es ist die Zeit der Vorbereitung, der Reinigung der Sünden, ohne die keine Verklärung möglich sein wird. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024