2. Sonntag nach Weihnachten 2016
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2. Sonntag nach Weihnachten 2016 C

Messtexte | Word-Dokument

Viele Festtage liegen hinter uns: Heilig Abend, Weihnachten, das Fest der Heiligen Familie, Silvester, das Hochfest der Gottesmutter am 1.1. Nun stehen wir am Anfang eines neuen Jahres.  Dieser Anfang lässt mich zurückblicken und fragen: Wie hat denn alles angefangen - und zwar noch bevor es Menschen gab und unsere Erde?

Das erste Buch der Bibel, das Buch Genesis, gibt darauf eine Antwort. Es beginnt mit den Worten: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Das bedeutet: Im Anfang, vor aller Zeit, war allein Gott. Er hat die Welt erschaffen durch sein Wort, indem er sprach: Es werde Licht, es werde Leben. Alles, was geworden ist, hat Gott durch sein Wort geschaffen.

Johannes beginnt nun sein Evangelium genauso. Im Anfang! Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Jesus ist das Wort. Es ist ein ganz wichtiger Text, dass Jesus Gott ist.

Er ist das Wort. Welches Wort?

Wie viele Worte hören wir jeden Tag? Wie viele nichtssagende Worte? Überflüssige Worte. Sprichwörter sagen uns, wir sollen „nicht so viele Worte machen“, „nicht immer das letzte Wort haben wollen“. Sie kennen das Sprichwort: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“ Und dennoch sind Worte und Zuwendung lebenswichtig für uns. Ein Experiment, das einmal durchgeführt wurde, zeigte, dass Babys, mit denen niemand sprach und die außer der notwendigen Nahrung und Säuberung keine Zuwendung erhielten, nach kurzer Zeit starben.

Auch wir könnten daher ohne die Zuwendung Gottes, ohne sein Wort, das er zu uns spricht, nicht leben. Es gäbe keine Welt und keine Menschen, wenn Gott sie nicht in seiner großen Liebe geschaffen hätte. Durch Gottes Wort ist die Erde und alles Leben geworden.

Gott hat oftmals zu den Menschen gesprochen. Denken wir an Noach, der die Arche baute, auf Gottes Wort hin. Denken wir an Abraham, der aufgebrochen ist in ein fremdes Land. Denken wir an Mose, der die 10 Gebote von Gott bekam. Immer wieder sprach Gott zu uns, was wir tun sollen. Doch immer war es so, dass er nur sprach, dass man ihn nur hörte, aber keiner ihn gesehen hatte. Er begleitete sein Volk, das auserwählte Volk, bis er dann selbst durch sein liebendes Wort Mensch wurde und zu uns sprach, und sie ihn sehen und anfassen konnten. Vorher spürten sie zwar seine Nähe, ob im Dornbusch oder in der Wolke oder im Windhauch, aber sie bekamen ihn nicht zu Gesicht. Das wurde anders, als das Wort Fleisch wurde, als Gott Mensch wurde.

Gott spricht zu uns nicht nur durch sein Wort. Er bleibt nicht unbekannt, sondern sucht jetzt den persönlichen Kontakt. Er will uns seine Liebe direkt zeigen. Deshalb sendet er uns seinen Sohn. Die 2. göttliche Person kommt uns entgegen, lässt sich begreifen und nimmt Beziehung auf. Er macht sich ganz klein und kommt als hilfloses Kind zu uns, geboren in einem armseligen Stall.

„Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ Als Mensch aus Fleisch und Blut teilt Jesus unser Leben und durchlebt mit uns alle Höhen und Tiefen, Freude und Leid bis hin zum Tod. Er lässt die Menschen die Nähe und die Güte Gottes erfahren. Er heilt Kranke; er weckt Tote auf; er wirkt Wunder durch sein Wort. Sein Wort ermöglicht Leben.

Indem nun das Wort Fleisch geworden ist, wurde der Abgrund zwischen Gott und dem Menschen überbrückt: Der Abgrund, der seit der Ursünde bestand. Diesen Abgrund konnte nicht der Mensch überwinden. Gott hat ihn überbrückt. Er musste alles wiedergutmachen. Darum sandte er uns seinen Sohn. Sein Sohn wurde sozusagen zur Brücke, über die wir gehen können. Er ist die Brücke zwischen Diesseits und Jenseits. Er hat die Brücke geschlagen und uns damit die Erlösung geschenkt und gebracht. Er ist die einzige Brücke. Jeder Mensch muss über diese Brücke gehen. Er muss glauben, dass Jesus der einzige Mittler ist zwischen Gott und den Menschen, und dass er uns dadurch erlöst hat. Das ist die Weihnachtsbotschaft des Johannes. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024