25. Sonntag im Jahreskreis C 2013
www. Predigtdienst.net
Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
Navigation

25. Sonntag im Jahreskreis 2013 C

Messtexte | Word-Dokument

Ich möchte heute über die 4 Kardinaltugenden sprechen. Kennen sie die 4 Kardinaltugenden? 2 von diesen kommen im heutigen Evangelium vor. Nämlich die Klugheit und die Gerechtigkeit. Dazu kommen die Tapferkeit und die Mäßigung. Platon hat als erster diese 4 Tugenden als Grundtugenden vereint. Seit dem 4. Jahrhundert (Ambrosius) spricht man von Kardinaltugenden. Das hat aber nicht so sehr mit dem Kardinal zu tun, sondern es kommt von dem lateinischen Wort „cardo“ und das heißt Türangel, Dreh- und Angelpunkt. Es sind also zentrale, wichtige Tugenden.

1.      Die Klugheit: Jesus lobt die Klugheit des unehrlichen Verwalters. Immer wieder, wenn man dieses Evangelium hört, wird man vor den Kopf gestoßen. Wie kann Jesus nur so einen Betrüger loben?! Die Klugheit ist eine Tugend, die man zum Guten und zum Bösen verwenden kann. Wenn man sie für Schlimmes verwendet, ist es natürlich keine Tugend mehr. Auch der Teufel ist klug und versucht durch seine Schläue uns zu Fall zu bringen. Ein Bankräuber muss klug überlegen, wie er es anstellt, damit er nicht erwischt wird. Wir in der Kirche sollen aber auch klug sein. Wir Christen sollen z.B. klug überlegen, wie wir Leute für Christus begeistern können. Die Kirche war z.B. äußerst klug, als sie Weihnachten auf das heidnische Fest des unbesiegbaren Sonnengottes legte und damit diesem Fest einen anderen Sinn gab. Wir haben einfach gesagt, dass unser unbesiegbarer Sonnengott, Christus ist und wir feiern am Tag der Wintersonnenwende, wenn das Licht wieder länger wird, unser Licht: Christus, unseren Sonnengott.

2.      Die Gerechtigkeit. Jesus lobt nicht das ungerechte Handeln des Verwalters. Die Ungerechtigkeit kann keine Tugend sein, denn Gott ist ganz gerecht. Er ist der gerechte Richter, der am Ende der Zeiten ganz gerecht urteilen wird, und der die ganze Ungerechtigkeit hier auf Erden ausgleichen wird. Das ist ein ganz tröstlicher Gedanke, denn wir erleben in unserem Leben immer wieder Ungerechtigkeit, und zwar Ungerechtigkeit, die nicht bestraft wird. Es gibt Diebe, die nicht bestraft werden. Es gibt Mörder, die unschuldig davon kommen. Es gibt Lügner, die nie überführt werden. Es gibt Ehebrecher, die nie zur Verantwortung gezogen werden usw. Gott ist aber einer, den man nie täuschen kann. Er ist der, dem nichts auskommt, und der alles sieht. Das ist keine Drohung, sondern das ist frohe Botschaft, denn er wird einmal einen gerechten Ausgleich schaffen, und das ist der Himmel für die, die sich bemüht haben, und das ist die Hölle für die, die sich nicht bekehrt haben.

3.      Die Tapferkeit. Tapferkeit darf nicht verwechselt werden mit Waghalsigkeit, mit Kühnheit. Es ist nicht tapfer, wenn du riskierst auf einen hohen Baum zu klettern und dann herunterfällst. Es ist nicht tapfer, wenn du auf einen hohen Berg steigst ohne entsprechende Ausrüstung und dann abstürzt, sondern diese Waghalsigkeit ist sogar Sünde. Das Gegenteil wäre die Feigheit auf der anderen Seite. Die Feigheit ist auch keine Tugend, die uns aus Angst nicht den Glauben bekennen lässt. Es ist eben eine Tugend mutig und tapfer von Christus zu erzählen. Es ist auch tapfer, wenn ich z.B. Verletzungen ohne Wehklagen aushalte. Wenn ich tapfer auf die Zähne beiße und die Schmerzen dem Heiland aufopfere. Tapferkeit hat etwas zu tun mit Mut, Courage, Standhaftigkeit und Furchtlosigkeit.

4.      Die Mäßigung. Sie bezieht sich in erster Linie auf die Lust. Ich hab jetzt Lust auf Spielen, kann aber nicht aufhören. Jede Abhängigkeit, egal wo hier ein Zuviel ist, hat nichts mit Mäßigung zu tun. Ich kann Maß halten üben z.B. im Essen oder im Trinken. Ich kann jede Freizeitbeschäftigung übertreiben. Ich kann auch den Beruf übertreiben, wenn ich mir keine Zeit mehr für die Familie nehme usw. Jede Sucht ist das Gegenteil von Mäßigkeit. Die heilige Hildegard sieht sogar im rechten Maß die Mutter aller Tugenden.

Wenn wir heute diese Tugenden ein wenig betrachtet haben, dann können wir zum Schluss betonen, dass es immer eine Herausforderung ist in unserem Leben diese Tugenden zu stärken, und sich in diesen Tugenden zu üben.

Ein letzter Punkt, der mir dazu einfällt, ist auch, dass man durchaus in diesen Punkten eine Gewissenserforschung machen könnte. Wo fehlt bei mir etwas von diesen Tugenden?

Bin ich unmäßig gewesen, ungerecht, unklug und nicht tapfer genug? Es wird niemand sagen, ich bin schon vollkommen, und ich bräuchte in keiner Tugend etwas im Beichtstuhl bekennen.

Gott möge uns hier auch helfen, denn er selbst muss die Gnade dazu schenken. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024