15. Sonntag im Jahreskreis C 2013
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15. Sonntag im Jahreskreis 2013 C

Messtexte | Word-Dokument

„Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“ Oder anders ausgedrückt: Was muss ich tun, um in den Himmel zu kommen? Mit dieser Frage wollte ein Gesetzeslehrer Jesus auf die Probe stellen.

Es ist eine Frage, die in der heutigen Zeit sehr wenig gestellt wird und doch ist es eine sehr wichtige Frage, um nicht zu sagen die Entscheidungsfrage.

Bei einer Mission fragte der Pater die Leute am Sonntag in der Predigt. Wer möchte in den Himmel kommen? Zögerlich meldete sich etwa 1/3 der Leute. Er fragte noch einmal eindringlicher. Wer möchte in den Himmel kommen? Da meldeten sich dann doch 2/3 der Gläubigen. Dann fragte er die Leute: Und wer möchte heilig werden? Da meldeten sich nur 2 Kinder.

Das Problem aber ist: Ich kann nur in den Himmel kommen, wenn ich heilig bin. Gott ist der Allheilige. In ihm ist nichts Unreines: keine Sünde, kein Fehler und kein Mangel. Im Thessalonicherbrief heißt es: Das ist es, was Gott will: eure Heiligung. Und im Petrusbrief steht: Wie er, der euch berufen hat, heilig ist, so soll auch euer ganzes Leben heilig werden.

Wir alle sind berufen zur Heiligkeit, denn nur dann können wir zu Gott gelangen. Nichts Unreines hat in Gott Platz.

Wie reagiert nun Jesus auf die Frage des Gesetzeslehrers? Er stellt ihm eine Gegenfrage. Was steht ihm Gesetz? Und nun kommt eine sehr gute Antwort, die ein wenig überraschend ist, denn so finden wir sie nicht im AT. Dieser Gesetzeslehrer verbindet Gottes- und Nächstenliebe.

Es geht erstens um die Nächstenliebe, die dann veranschaulicht wird durch das Beispiel mit dem Samariter, der diese Nächstenliebe geübt hat. Der Priester und der Levit haben kläglich versagt.

Und zweitens ist genauso wichtig die Gottesliebe.

Wie erkenne ich aber meine Gottesliebe? Woher weiß ich, dass ich Gott liebe? Wie zeigt sich diese Gottesliebe? Muss ich da jeden Tag 20 Rosenkränze beten und dreimal in die Messe gehen. Hat der eine mehr Gottesliebe als die anderen, weil er quantitativ mehr betet?

Liebe Brüder und Schwestern, es geht nicht um die Menge, und es geht nicht um die Anzahl, es geht um die Liebe.

An 4 Punkten erkenne ich, wie viel Gottesliebe ich habe.

1.  Der Eifer für Gott. Bin ich von Gott begeistert? Gehe ich mit Freude in die Kirche? Will ich mich für Gott und seine Kirche einsetzen? Ist mir Gott ein Anliegen? Ein Fußballfan ohne Begeisterung ist kein Fußballfan. Ich kann kein Fußballfan sein und mir aber kein Fußballspiel anschauen. Ich kann nicht von Gott begeistert sein, aber nicht in die Kirche gehen.

2.  Das zweite hängt mit dem ersten zusammen. Die Freude an Gott. Ein froher Mensch ist ein Zeichen dafür, dass einer von der Liebe Gottes erfüllt ist und selber Gott liebt. Einer, der Gottesliebe im Herzen trägt, weiß auch, dass Gott ihn liebt und das macht ihn froh.

3.  Das dritte folgt nun daraus. Das ist die Treue! Bin ich treu im Kampf gegen die Sünde. Heute wird der Kampf gegen Gott und seine Kirche immer ärger und schlimmer. Wir wollen nicht umfallen, sondern treu gegen das Böse, gegen Satan und gegen die Feinde Gottes kämpfen. Wir haben die besseren Voraussetzungen, denn uns ist der Sieg verheißen, bzw. Jesus hat am Kreuz den Tod und den Teufel besiegt.

4. Wenn du Gott liebst, hältst du seine Gebote. Und dazu gehört die Barmherzigkeit. So wie Gott selbst barmherzig ist, so sollen auch wir barmherzig gegenüber unseren Nächsten handeln. So müssen wir helfen, wenn andere in Not sind. Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Daran erkennt man den Barmherzigen. Und das hat der Samariter getan. Es geht beinhart um die Nächstenliebe, die dieser Mann geübt hat. Er war der einzige, der sich um den Verletzten gekümmert hat. Er hatte Mitleid. Und er hatte Gottesliebe. Wer den Nächsten liebt, liebt Gott im Nächsten.

Und das ist das, was mich doch noch Hoffnung schöpfen lässt. Es gibt auch in der heutigen Zeit noch Menschen, die einen Blick haben für die Not des Nächsten. Sie tun Gutes (z.B. Hochwasser), auch wenn Gott vielleicht weit weg ist, und sie nicht oder noch nicht berührt sind von den Sakramenten der Kirche. Wer sich diese Nächstenliebe bewahrt, bei dem ist es nicht hoffnungslos, der kann zurückfinden, der hat im Herzen, und wenn es vielleicht ganz verborgen ist, im hintersten Winkel, - auch Gottesliebe, die wir wecken müssen, die wir entdecken müssen. So können wir andere vielleicht auf Gott aufmerksam machen und sagen: Du hast ja doch Gottesliebe und weißt es vielleicht gar nicht. Wer den Nächsten liebt, der liebt Gott. Und wer Gott liebt, wird gerettet und kommt in den Himmel. Amen.

 


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024