13. Sonntag im Jahreskreis C 2013
www. Predigtdienst.net
Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
Navigation

13. Sonntag im Jahreskreis 2013 C

Messtexte | Word-Dokument

Im heutigen Evangelium ist das Wort „folgen“ von Bedeutung. Dreimal kommt es zu einer Begegnung mit Jesus, bei der die Frage der „Nachfolge“ eine Rolle spielt. Zweimal bittet jemand Jesus, ihm folgen zu dürfen, und einmal ist es Jesus, der jemand anspricht und ihn zur Nachfolge einlädt.

Das Wort „folgen“ kann verschiedene Bedeutungen haben.

Wenn Eltern zu den Kindern sagen, „du sollst besser folgen“, bedeutet das: den Eltern „gehorchen“. Hier hat das Wort „folgen“ schon den übertragenen Sinn. Ursprünglich aber hat das Wort „folgen“ etwas zu tun mit „gehen“. Wenn ich eine Spur verfolge, dann gehe ich dieser Spur nach. Ich kann auch einen Dieb verfolgen und ich kann einen Gedanken verfolgen, dann verwende ich schon wieder den geistigen Sinn des Wortes.

Auch beim Nachfolgen gibt es den wörtlichen Sinn: Folge mir nach. D.h. ich gehe irgendwohin und du gehst mit. Jesus aber meint es hauptsächlich im übertragenen Sinn. Wir sollen ihm nicht nur zu einem bestimmten Ort nachgehen, den er gerade aufsuchen will, sondern er meint es im radikalen Sinn der Ganznachfolge.

Der Erste, der Jesus nachfolgen wollte, egal wohin er geht, wird von Jesus ziemlich hart und direkt auf die Konsequenzen hingewiesen. Wer ihm folgen möchte, kann nicht unbedingt mit einem angenehmen Leben rechnen. Es gibt keine Höhle und kein Nest zum Schutz, bzw. zum Übernachten. Es gibt nur das radikale Vertrauen auf Gott, auf das er sich einlassen muss. Jesus ist auf dem Weg. Er hat kein daheim. Wir sind aber alle nicht auf Erden daheim. Unser ewiges Daheim wird erst im Himmel sein. Auf das will Jesus bereits hinweisen. Wer ihm also wirklich nachfolgen will, hat hier auf Erden, so wie Jesus, kein richtiges Daheim. Das Zuhause, das wir uns einrichten, ist immer ein vorübergehendes und kein Endgültiges.

Der Zweite wird von Jesus selber angesprochen. Es ist Jesus, der ruft und beruft. Doch dieser schrickt zurück. Er hat noch vieles zu erledigen, das ihm wichtiger ist als die Nachfolge. Vielleicht erscheint es uns zu streng, wenn Jesus nicht einmal erlaubt, den Vater zu begraben. Es ist ja auch wirklich sehr unverständlich, was Jesus fordert. Er will aber eine Entscheidung: Entweder – Oder. Wer noch lange zögert, der verspielt eventuell die Berufung. Wer noch alles regeln will, der wird immer wieder die Nachfolge aus bestimmten Gründen, die noch gemacht werden müssen, aufschieben.

Der Dritte möchte Jesus zwar nachfolgen, aber unter gewissen Bedingungen. Es gibt noch einiges, das er zuerst aufgeben muss, und von dem er erst Abschied zu nehmen hat. Doch Jesus ist wiederum sehr hart und wir schütteln verständnislos den Kopf. Warum darf er nicht noch der Familie einen letzten Gruß geben? Wer sich einmal wirklich zur Nachfolge entschieden hat, für den gibt es kein Zurückschauen mehr. Dieser darf nur nach vorne in die Zukunft schauen und nicht träumerisch der Vergangenheit nachtrauern.

Wir sehen an diesen Beispielen wie Berufung geschieht. Wir sehen, dass Berufung verschieden ablaufen kann. Entweder spricht Jesus jemand an oder jemand bittet Jesus und klopft an: Ich will nachfolgen. Wir können sicherlich in einer gewissen Weise dies auf den Priester deuten. Bei einer Berufung wirkt oft der Priester mit. Entweder spricht der Priester jemand an oder es wird jemand zum Priester geschickt oder er selbst spricht den Priester an.

Immer will Jesus aber, dass wir alles zurücklassen. „Ein bisschen nachfolgen“ ist kein Thema. Das geht nicht. Jesus möchte kein halbes Herz. Jesus fordert, dass wir total alles zurücklassen. Ihm geht es hier also um die Radikalität der Ganznachfolge. Nur das zählt. Etwas Halbes schmeckt ihm nicht. Ja oder nein! Ein „Ja, aber“ ist bereits eine Einschränkung. Da fehlt schon das Vertrauen. Jesus will uns mit unserm ganzen Leben und das ist in gewissem Sinn auch anziehend und beglückend. Es hat etwas für sich, wenn es um „das Ganze“ geht. „Wenn, dann ganz“, das waren meine eigenen Worte im Ringen um meine Berufung. Das ist bei der Berufung zur Ehe doch auch so: Das ganze Leben einander lieben usw.

Wenn einer immer etwas für sich zurückbehält, wenn er nicht ganz dahinter steht, wenn nicht Gott der Wichtigste ist, dann ist er nicht geeignet, Jesus nachzufolgen.

Jesus verlangt also eine vollkommene Entscheidung, nicht nur im heutigen Evangelium. Auch ein anderes Mal wurde das sehr deutlich, als ein reicher Jüngling zu ihm kam und zurückschaute. Er überlegte, was er alles aufgeben muss, auf was er alles verzichten muss, wenn er Jesus nachfolgen soll. Und er geht traurig fort, weil er viel besaß. Er hätte das Hundertfache bekommen: hier auf Erden und das ewige Leben dazu.

Es ist schwer und doch ist es nur ein kleiner Sprung in die Hände Gottes.

Jeder von uns geht seinen eigenen Weg der Nachfolge, wenn er Gott zum Mittelpunkt seines Lebens macht. Immer wenn ich bei einer Entscheidung ankomme und mich frage, was Gott von mir will und ich dann das tue, was mir mein Gewissen sagt, dann folge ich Jesus nach. Gott gebe uns immer die Kraft und den Mut dazu. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024