2. Fastensonntag C 2013
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2. Fastensonntag 2013 C

Messtexte | Word-Dokument

 

Fastenhirtenwort 2013 von Bischof DDr. Klaus Küng:

Liebe Mitchristen!

Wir befinden uns bereits mitten im Jahr des Glaubens und ich freue mich über alles, was in diesen Wochen der Fastenzeit in den Pfarren geschieht, um sich mit unserem Glauben auseinander zu setzen und zu einer möglichst bewussten Erneuerung des Taufversprechens in der Osternacht hinzuführen.

In diesem Zusammenhang bitte ich Euch, auf die Botschaft zu achten, die wir gerade an diesem 2. Fastensonntag von der Liturgie her empfangen.

Das Evangelium beginnt mit der Aussage: „In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus beiseite und stieg mit ihnen auf einen Berg, um zu beten.“ Das scheint mir der erste wichtige Hinweis, den wir alle beachten sollten, um das Jahr des Glaubens fruchtbar zu machen: Zusammen mit Jesus und seinen Jüngern auf den Berg der Nähe zu Gott steigen, um uns mit unserem Leben Gott gewissermaßen auszusetzen, mit der festen Absicht, auf ihn, auf Jesus, seinen geliebten Sohn, zu hören und zu tun, was er uns sagt.

Als zweiten wichtigen Hinweis halte ich für unerlässlich, gut wahrzunehmen, was die Jünger auf dem Berg erleben: Einerseits „veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes und sein Gewand wurde leuchtend weiß.“ In der gesamten Lehrtradition der Kirche wurde das als Offenbarwerden der Gottheit Jesu verstanden. Und das ist von größter Bedeutung. Wir sind alle aufgefordert, den Glauben zu erwecken: Jesus Christus ist nicht nur wahrer Mensch, uns in allem gleich außer in der Sünde (vgl. Heb 4,15), er ist auch wahrer Gott. Das gehört zum Kern unseres Glaubensbekenntnisses.

Andererseits kommt es auf dem Berg zu einer visionären Begegnung mit den großen Propheten des Alten Bundes Moses und Elijah. „Sie erschienen in strahlendem Licht“, heißt es. Und worüber reden sie? „Sie sprachen von seinem Ende, das sich in Jerusalem erfüllen sollte.“ Diesen Aspekt dürfen wir nicht ausklammern: weder aus dem Leben Jesu noch aus unserem eigenen Leben.

Der heilige Paulus gibt in seinem Brief an die Philipper den besten Kommentar dazu. Er schreibt: „Denn viele – von denen ich oft zu Euch gesprochen habe, doch jetzt unter Tränen spreche – leben als Feinde des Kreuzes Christi.“ Dann folgen Worte, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen: „Ihr Ende ist das Verderben, ihr Gott der Bauch; ihr Ruhm besteht in ihrer Schande; Irdisches haben sie im Sinn“ (2. Lesung).

Jetzt werden sicher manche sagen: Das ist Drohbotschaft. Es ist nicht Drohbotschaft. Das Geheimnis des Kreuzes im Leben Jesu hängt mit der Unendlichkeit der Liebe Gottes zusammen. Jesus selbst hat gelehrt: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer für seine Freunde das Leben hingibt“ (Joh 15,13). Aber auch das, was Sünde ist und was sie bewirkt, hat damit zu tun: Der Mensch kann die Sünde, durch die er den unendlich großen, guten Gott beleidigt hat, aus eigener Kraft nicht überwinden. Nur Jesus kann es, weil er – als Sohn – Gott so kennt, wie er ist, und ihn entsprechend zu lieben vermag, weil er selbst Gott ist. Und als wahrer Mensch kann er an unsere Stelle treten und so Himmel und Erde versöhnen durch sein Blut (vgl. Kol 1,20).

Daher ist es wichtig, auf dieses sein „Ende in Jerusalem“ zu schauen und es nicht aus dem Blick zu verlieren, denn im Kreuz ist Heil (Karfreitagsliturgie), ohne zu vergessen, dass auf den Karfreitag das Osterfest folgt, das die große Hoffnung für den Christen darstellt.

Unsererseits ist aber schon auch Umkehr nötig. Es darf uns nicht verwundern, dass wir eine gewisse Scheu und einen inneren Widerstand vor dem Kreuz empfinden, und dazu neigen, unsere eigene Schwäche, ja Sündhaftigkeit beiseite zu schieben. Es ist ja interessant, dass Petrus und seine Begleiter bei jener Vision eingeschlafen sind, auch von Abraham lesen wir, dass ihn bei seiner Begegnung mit Gott plötzlich „ein tiefer Schlaf“ und „eine große, unheimliche Angst“ (1. Lesung) befielen, aber sowohl Abraham als auch die Jünger sind wach geworden und haben wohl nie mehr vergessen, was sie erleben durften. Wie steht es mit uns? Sind wir entschlossen, wach zu werden?

Paulus schreibt: „Unsere Heimat aber ist im Himmel. Von dort her erwarten wir auch Jesus Christus, den Herrn, als Retter, der unseren armseligen Leib verwandeln wird“ (2. Lesung).

Liebe Brüder und Schwestern, es lohnt sich, Augen, Ohren und das Herz zu öffnen. Das Jahr des Glaubens bedeutet nicht nur, über den einen oder anderen Aspekt unseres Glaubens ein wenig zu diskutieren, sondern ist eine Aufforderung zu einer erneuten Begegnung mit dem Herrn Jesus, der uns durch seinen Tod am Kreuz, seine Auferstehung und seine Himmelfahrt erlöst hat. Durch die Kirche hat er uns die Früchte seiner Heilstat anvertraut. So sind wir durch die Taufe in sein Leiden und Sterben am Kreuz eingetaucht worden, um zu einem Leben verbunden mit ihm befähigt zu werden. Die Sünde und die Neigung zu ihr sind aber dadurch noch nicht endgültig aus unserem Leben verbannt; Wir sind noch nicht verwandelt. Daher ist es notwendig, aufmerksam auf ihn zu hören, in uns zu gehen und uns zu besinnen: Gibt es etwas, das unseren Glauben stört, unserer Hoffnung untergräbt, unsere Liebe vermindert oder gar zunichte macht? Die Fastenzeit ladet dazu ein, das Jahr des Glaubens und seine Impulse in unsere Herzen aufzunehmen. Eine gute, aufrichtige Beichte mit dem Verlangen nach Vergebung und einem ehrlichen Wunsch nach Besserung könnte eine ganz wichtige Voraussetzung dafür schaffen, dass wir das Taufversprechen in der Osternacht dieses Jahr wirklich bewusst erneuern und das Credo mit großer Freude und Innigkeit sprechen können. Das wünsche ich Ihnen allen und auch mir selbst.

Mit herzlichen Segensgrüßen
+ Klaus Küng


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