Christmette 2012
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Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
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Christmette 2012 C

Messtexte | Word-Dokument

Weihnachten heißt oft das Fest des Friedens. Es stimmt, dass durch die Geburt des Gottessohnes der wahre Friede auf diese Erde kam. Die Engel verkündeten es: „und Friede den Menschen auf Erden.“ Das ist nicht nur die Sehnsucht jedes Menschen, sondern Gott selbst will, dass wir Frieden haben.

Wo aber finden wir diesen Frieden? Diesen Frieden finden wir im letzten nur bei Gott, beim Kind in der Krippe. Wie viele Menschen kommen deshalb in diesen Tagen zur Krippe und betrachten das Kind, Maria und Josef. Vom Stall strömen Frieden, Ruhe, Geborgenheit und Liebe aus! Die Menschen wissen, dass echter und wahrer Friede nur in Gott möglich ist. Doch nicht alle Menschen finden Gott! Nicht alle Menschen finden den Weg zur Krippe! Viele Menschen sind in der heutigen Zeit suchende Menschen! Viele Menschen haben eine Sehnsucht nach Gott und suchen ihn. Sie suchen manchmal vergebens dort, wo er nicht ist. Doch wo finden wir wirklich Gott und damit das Glück?

Damals vor 2000 Jahren haben die Menschen auch diese Sehnsucht nach Gott gehabt. Die Messiaserwartung war sogar sehr stark im jüdischen Volk verankert. Die Propheten haben immer wieder davon gesprochen, dass bald ein Retter und Erlöser kommen wird. Die Hirten haben die Engelsbotschaft voll Freude aufgenommen. „Euch ist heute der Heiland geboren, Christus ist es, der Herr!“ Endlich ist er da, auf den wir so lange gewartet haben. Sie glauben dieser Botschaft und machen sich auf den Weg zum Stall. „Kommt, wir gehen nach Bethlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ.“ Sie haben nicht daran gezweifelt. Allein das, was der Engel gesagt hat, ist schwer zu glauben. Ein Kind wird es sein, das in einer Krippe liegt. Ist es kein Königskind? Kein Kind reicher Eltern? Kein Sohn eines weltlichen Herrschers? Es kam keine Widerrede von den Hirten. Sie sagten nicht zum Engel: „Das glaube ich nicht, dass der Messias in einer Krippe zur Welt kommt.“ Sie knieten sich stattdessen nieder und beteten wie selbstverständlich das Kind an und freuten sich.

Ein hilfloses Kind ist normalerweise kein überwältigender Gottesbeweis. Für so manche dafür eine Zumutung des Glaubens. Wer aber selber arm und demütig ist, für den ist es eine trostvolle Botschaft.

Diese Botschaft heißt konkret: wer Gott also finden will, dessen Suche führt in die Armut und in die Einfachheit. Nicht die Stolzen finden den Gottessohn, sondern nur wer bückend durch die kleine Tür des Stalles eintritt und sich damit klein macht und erniedrigt. Wenn du dann still vor der Krippe verharrst und das Kind betrachtest, hat es für dich eine Botschaft. Du wirst dann verwandelt, so wie die Hirten verwandelt wurden. „Sie kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten.“ Sie gehen zurück in ihren Alltag mit neuer Hoffnung. Sie wurden berührt von der Liebe des Kindes. Sie möchten diese Liebe weitergeben. Jeder, der heute in der Kirche mit uns allen dieses Geheimnis feiert, der muss ebenfalls von der Botschaft der Liebe bewegt werden, der muss, wenn er wieder heimkehrt, Liebe ausstrahlen und die Weihnachtsfreude anderen weitergeben. Er wird ein Zeichen des Friedens sein. Diese Botschaft erkennen wir, wenn wir vor der Krippe schweigen, schauen und nachdenken. Warum wird Gott Mensch? Warum erniedrigt er sich so tief? Es ist ein unfassbares Geheimnis für jeden Menschen! Wenn wir nun dieses Geheimnis richtig verstehen, werden wir automatisch dieses Kind anbeten und diese Anbetung verändert die Welt. Der Mensch anerkennt die Größe Gottes und dankt für die Erlösungstat. Nur durch die Menschwerdung Gottes ist Erlösung des Menschengeschlechtes möglich geworden. Die Sünde unserer Stammeltern lastete ja bedrückend auf uns allen.

Ich habe dazu einmal eine Geschichte gelesen, die dieses Geheimnis sehr schön darstellt: Als die Hirten gegangen waren und es ruhig wurde im Stall, da öffnete sich plötzlich nochmals ganz leise die Tür. Eine uralte Frau, tief gebeugt trat herein. Jahrtausende schienen auf ihr zu lasten und ohne Stock bräche sie zusammen. Die allerseligste Jungfrau beobachtete sie, als sie vor dem Gottmenschen bei der Krippe ankam. Das Kind schlägt die Augen auf. Die Lippen bewegen sich, aber bringen kein Wort hervor. Schließlich zieht sie etwas Rundes heraus und gibt es dem Kind in der Krippe. Der Kleine stößt es nicht zurück, sondern nimmt das Geschenk mit Freude an. Daraufhin geht diese Freude auf die Frau über und sie richtet sich auf. Ihre Gestalt ist verjüngt und sie eilt freudig hinaus. Wer war diese Frau? Was hat sie dem Kind gegeben? Diese Frau war Eva und sie gab dem Kind den Apfel der ersten Sünde. Dieser war einst „lieblich anzuschauen“, so sagt uns die Schrift. Sie hatte ihm nicht widerstehen können. Jetzt aber darf sie ihn dem Jesuskind überreichen und er nimmt ihn an. Er wird nämlich diese Schuld wiedergutmachen. Deswegen ist er Menschen geworden. Deswegen hat er sich erniedrigt und sich so klein gemacht. Er wird die Schuld der Menschheit auf sich nehmen, denn er ist der Messias, der Retter und deswegen sind wir ihm so dankbar und freuen uns über seine Geburt, über sein Kommen in Bethlehem, deswegen gebührt ihm Ehre. Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen seiner Gnade. Amen.


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