Heilige Familie 2012
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Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
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Heilige Familie 2012 C

Messtexte | Word-Dokument

Am Fest der Heiligen Familie wollen wir in die Schule der heiligen Familie gehen. Die Lehrer sind Jesus, Maria und Josef. Die Familie ist in der heutigen Zeit ja gewaltig in der Krise. Es gibt kaum noch intakte Familien. Kinder wachsen mit mehr Väter und Mütter auf und kennen sich fast nicht mehr aus, wer nun der richtige Vater und die richtige Mutter ist. Sie leiden darunter und es bleibt oft etwas zurück, was später schwer nachzuholen ist. Und wenn es nur ein kleines Misstrauen gegenüber Ehe und Familie. Sie hatten keine Geborgenheit in einer intakten Familie, mit einem Vater, der sie liebt und mit einer Mutter, die sie liebt. Und daher tun sie sich selber schwer, Vertrauen zu haben und an die wahre Liebe zu glauben, die verspricht treu zu sein, bis dass der Tod dann scheidet.

Wie lebte die heilige Familie? Warum klappte es da? Was können wir von ihr lernen? Und wie haben sie Jesus erzogen? Es sind zwei Dinge, die wir heute von diesen drei Heiligen lernen können. Es ist dies auch der Grundsatz der Mönche. Dieser Grundsatz lautet: „Ora et labora.“ Bete und Arbeite! So haben es bereits die Benediktiner versucht zu leben. Doch noch vor dem hl. Benedikt haben dies Maria und Josef getan. Sie haben Jesus zu Gebet und Arbeit erzogen.

Ich kann mich noch gut erinnern, als ich zum ersten Mal mit diesem Satz „Ora et labora“ konfrontiert wurde, war ich nicht sehr begeistert. Da fehlt doch die Freizeit, die Freude, das Spiel, die Entspannung, usw. Beim Bundesheer hat mich damit einer konfrontiert, der interessanterweise dazu sagte, er sei begeistert von diesem Grundsatz, obwohl er kein Kirchgänger war. Und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich drauf. Er hat Recht! Wer sein Leben nach diesem Grundsatz aufbaut, dessen Leben wird gelingen, der braucht nicht traurig sein, dass ihm etwas abgeht.

Denn 1. Das Gebet. Was heißt beten? Beten heißt sprechen mit Gott. Wir wissen, dass Maria eine betende Frau war. Sie sprach das schöne Magnifikat, als sie ihre Base Elisabeth besuchte. Sie kannte das Psalmengebet. Sie war verwurzelt im jüdischen Gebetsleben. Sie hat ganz sicher Jesus das Beten gelernt. Bereits vierzig Tage nach der Geburt gingen sie in den Tempel, ins Gotteshaus, um den Erstgeborenen dem Herrn aufzuopfern. Der jährliche Besuch im Tempel in Jerusalem zeigt, dass sie auch hier treu der Überlieferung waren, treu den jüdischen Gebräuchen. So war Jesus bereits eingeführt ins Beten und er wird später dann auch seine Jünger ein neues Beten lehren: Das Gebet zu seinem Vater! Das Vater unser! Wer mit Gott verbunden ist, der lebt bereits mit Gott. Und richtiges Gebet schenkt Entspannung; richtiges Gebet gibt Freude ins Herz. Wenn ich jemand liebe, möchte ich doch immer bei ihm sein. Dann werde ich oft an ihn denken, wenn er gerade nicht bei mir ist. Meine Gedanken fliegen hin zu ihm. Daher ist es nachvollziehbar, dass Jesus die ganze Nacht beten konnte. Er war da bei seinem Vater, mit dem er vollkommen in Liebe verbunden war.

2. Die Arbeit: Josef war ein Zimmermann, ein Handwerker. Er hat sicherlich seinem Sohn Jesus das Handwerk beigebracht. Es ist unvorstellbar, dass Josef schlecht gearbeitet hat oder Jesus nur sehr oberflächlich in die Arbeit eingelernt hat. Jesus hat diese menschliche Arbeit nicht gemieden. Den Großteil seines irdischen Lebens ist er dieser Arbeit nachgegangen. Er war sicher ein guter Zimmermann.

Und Maria kann keine faule Frau gewesen sein. Das Haus der heiligen Familie war ein Haus, in dem gearbeitet wurde, gut gearbeitet wurde. Wenn wir gut arbeiten, zeigen wir Gott, dass wir ihn lieben. Jeder von uns muss arbeiten: sei es zu Hause, in der Fabrik, im Büro, auf der Station, im Labor, … Und jeder von uns kann seine Arbeit heiligen, in dem er durch sie anderen hilft, die Welt mitgestaltet und so Gott lobt.

Dann können wir auch unsere Arbeit zum Gebet machen und versuchen, während der Arbeit mit Gott verbunden zu sein. Manche Arbeit lässt es zu, wirklich währenddessen zu beten. Bei geistiger Arbeit ist das oft nicht möglich. Aber allein wie wir an die Arbeit herangehen, ist entscheidend. Wenn wir die Arbeit zur Ehre Gottes verrichten wollen, heiligen wir die Arbeit und können dadurch die Arbeit zum Gebet machen.

Ora et labora. Bete und arbeite. Die heilige Familie hat sicherlich nach diesem Grundsatz gelebt und am Fest der Heiligen Familie wollen auch wir über diesen Grundsatz nachdenken und versuchen ihn ein bisschen nachzuahmen. Wir werden dann sicher feststellen, wie wir verändert werden. Und wir werden feststellen, dass in unseren Familien, die oft sehr unheilig sind, auch wieder mehr Heil kommen wird. Fangen wir mit dem Gebet an und bitten wir Jesus, Maria und Josef, sie mögen unseren Familien beistehen, dass in den Häusern Friede herrsche und dass in vielen Familien wieder zu beten begonnen wird, dass es wieder viele betenden Familien gibt. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024