4. Adventssonntag C 2012
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4. Adventssonntag 2012 C

Messtexte | Word-Dokument

Eigentlich müsste man sagen „Frauensache“. Ein Gespräch zwischen zwei Frauen über ihre Kinder, die sie beide geheimnisvoll empfangen haben. Elisabeth war unfruchtbar und durfte in ihrem Alter doch noch schwanger werden und bei Maria das noch größere Wunder. Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Obwohl es ein Gespräch unter Frauen ist, geht es über die beiden Männer.

Hier kann man noch sagen: 2 große Frauen und 2 kleine Männer treffen sich. Kleine Männer deshalb, weil sie noch im Schoß der Mutter sich befinden. Aber aus diesen kleinen Männern werden einmal ganz große Männer, wie wir wissen. Johannes der Täufer wird der Vorläufer des Messias und Jesus ist der Messias selbst.

In einer fremden Predigt habe ich gelesen. „Heute müssen die Männer schweigen.“ Ja und eigentlich nein, denn diese beiden verborgenen Männer predigen an dieser Stelle bereits ganz groß! Jesus strahlt geheimnisvoll seine Macht, Würde und Gottheit aus und Johannes gibt davon ein Zeichen. Durch sein Hüpfen im Leib seiner Mutter drückte er die Freude aus über die Ankunft des Retters.

Diese Begegnung Marias mit Elisabeth ist schon immer von uns Christen gerne betrachtet worden. Es gibt viele Bilder von großen Meistern. Es gibt Lieder. Es gibt schöne Texte. Das zweite freudenreiche Rosenkranzgeheimnis will uns diese Stelle vor Augen führen.

Wenn auch wir jetzt ein bisschen über dieses Evangelium nachdenken, dann stellen wir einen Dreischritt fest. Das Erste ist der Gruß. „Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth.“ Das Grüßen ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. In der heutigen Zeit haben sich die Worte des Grüßens zwar ein bisschen verändert. Wenn man früher „Gelobt sei Jesus Christus“ gesagt hat, zumindest beim Priester, so ist dieser Gruß heute vielen ganz unbekannt geworden. Das schöne „Grüß Gott“ hört man auch leider nur noch selten, weil ein viel kürzeres Wort den Siegeszug gemacht hat. Das einprägsame Wort „Hallo!“ eroberte die Kinderherzen. Und ich bin schon froh, wenn ich mit diesem Wort begrüßt werde und nicht überhaupt ignoriert werde. Maria begrüßte Elisabeth sicherlich nicht mit Hallo, (wobei es sich auch ein bisschen hebräisch aussprechen ließe. Ein Jude würde sagen: Challo!  Im Griechischen heißt es Cheire. So grüßte der Engel Gabriel. Cheire Maria, Ave Maria). Diese Begrüßung nun hatte Folgen.

Das ist nun das Zweite: nämlich die Freude. „Als Elisabeth den Gruß hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib.“ Johannes der Täufer hörte die Stimme seines Meisters. Er erkennt die Stimme und bewegt sich deshalb. Elisabeth spürte dies und erkennt nun selbst, wer zu ihr kommt. Freude spielt beim Kommen des Erlösers eine große Rolle. Der Engel in Bethlehem spricht zu den Hirten: Ich verkünde euch eine große Freude! Der Retter ist geboren. Allein diese Botschaft muss in unserem Herzen auch Freude erwecken. Letzten Sonntag haben wir es ganz deutlich gehört. Es war der sogenannte Gaudetesonntag. Gaudete heißt „Freut euch“. Paulus rief es uns zu. „Freut euch, noch einmal sage ich euch: Freut euch im Herrn zu jeder Zeit. Der Herr ist nahe.“ Es stimmt! Morgen ist bereits Heiligabend. Bald feiern wir die Geburt des Herrn! Freude wird sich in jedem Herzen breit machen, der an das Kommen Christi glaubt.

Als Reaktion auf diese Freudenbewegung im Bauch Elisabeths hören wir von ihr zum ersten Mal den zweiten Teil des Ave Maria. Sie sagt Sätze, die seither über die ganze Welt erklingen. Ob sich Elisabeth das bewusst war? „Du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes.“ Wie oft wurde seither dies wiederholt. Das ist das Dritte: die Verehrung der Gottesmutter! Maria hat uns in diesen 4 Wochen begleitet. Mit Maria gehen wir durch den Advent. Mit Maria wollen wir die Ankunft Christi erwarten, denn wenn wir bei Maria sind, dann sind wir ganz nahe bei Jesus, denn sie war immer bei ihrem Sohn. Wie eine Mutter eben ihr Kind beschützt und auf es schaut, es beobachtet, sich um das Kind kümmert, so wollen auch wir in diesen kommenden Tag intensiv auf Jesus schauen, auf die Krippe schauen und dieses Geheimnis in unserem Herzen erwägen. Was es bedeutet: Gott wird Mensch! Der große Gott steigt vom Himmel herab und macht sich ganz klein.

Wenn wir Maria ehren und sie immer wieder auch grüßen mit dem Ave Maria, dann werden wir von ihr hingeführt zu ihrem Sohn, zum Geheimnis der Menschwerdung. Ergreifen wir ihre Hand und danken wir ihr für das Ja-Wort, das sie gesprochen hat. Denn nur dadurch können wir das kommende Fest feiern. Nur dadurch ist es möglich geworden, dass Gott Mensch wurde. Und nur deswegen können wir in den kommenden Tagen dankbar Weihnachten mit freudigem Herzen begehen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024