26. Sonntag im Jahreskreis B 2021
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Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
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26. Sonntag im Jahreskreis 2021 B

Messtexte | Word-Dokument

Es ist kein Geheimnis, dass wir immer mehr Missionsland werden. Die Coronakrise hat die Menschen bei uns leider noch mehr von der Kirche entfernt. Es gibt Menschen, die aus Vorsicht nicht mehr in die Kirche kamen und sich daran gewöhnt haben, sonntags zu Hause zu bleiben, andere, denen die Auflagen mit Mundschutz, etc. zu mühsam sind und deswegen sinken überall die Zahlen der Kirchenbesucher auf ein dramatisches Tief.

Es scheint, dass der Spruch „Not lehrt beten.“ momentan leider nicht spürbar ist. Vielleicht ist die Not noch nicht so groß, dass man wieder die Zuflucht zum lieben Gott sucht.

Natürlich gibt es, so wie das auch zu Zeiten Jesu war, immer Menschen, die Gutes tun. Es gibt Menschen, die das im Namen Jesu sogar tun, wie wir es im Evangelium gehört haben, aber nicht ganz zu Christus gehören und ihm nicht in seiner Kirche, die er gegründet hat, nachfolgen.

Ich bin hier geneigt mit dem Evangelium zu sagen: „Wer nicht gegen uns ist, ist für uns.“ Wenn diese Menschen, die an die katholische Kirche, die Christus gegründet hat, nicht oder nicht mehr glauben, dennoch versuchen christlich zu handeln, Kranken zu helfen, Not zu lindern, sollte man sie natürlich nicht daran hindern. Wenn Gutes auch außerhalb der Kirche getan wird, ist das sicherlich im Sinne Jesu.

Ähnlich dürfen wir die 1. Lesung verstehen. Nicht nur die auserwählten 70 Männer bekamen von dem Geist, der auf Mose ruhte, sondern auch zwei andere Männer wurden von diesem Geist erfüllt. Moses deutet es richtig und sagt, dass es gut so ist. In der heutigen Zeit ist es ähnlich. Nicht nur die Amtsträger haben den Geist Gottes, sondern mit Taufe und Firmung hat ein jeder von uns diesen Geist empfangen, der einen jeden von uns zum Propheten macht, und dieser Geist kann auch außerhalb der Kirche wirken.

Man kann in dieser Aussage der 1. Lesung oder des 1. Teils des Evangeliums an alle Menschen denken. Man kann an alle nicht christlichen Religionen denken. Und man kann an alle anderen nicht katholischen Christen, an die Evangelischen oder Evangelikalen denken, die auch an Jesus glauben. „Wer nicht gegen uns ist, ist für uns. Hindert sie nicht daran, in meinem Namen zu handeln.“ Wie viel Gutes finden wir darin, und oft können wir von ihnen auch etwas lernen.

Mit dem Satz „Wer nicht gegen uns ist, ist für uns.“ erinnert uns Jesus daran, positiv zu denken. Er möchte, dass wir das Gute, das wir woanders finden, nicht verurteilen, sondern uns darüber freuen. Es ist nicht gut, wenn wir einen Menschen, der nicht voll in der katholischen Kirche beheimatet ist und guten Willens ist, in Bausch und Bogen ablehnen, sondern immer auch alle wahren und guten Dinge, die wir da entdecken, gutheißen und fördern. Die Wahrheit hat eine Kraft in sich und wird sich durchsetzen. Da brauchen wir keine Sorge haben. Gott lenkt alles. Er hat alles in der Hand, und er wird alles zum Guten führen. Das ist unser Trost und unsere Zuversicht. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024