Taufe des Herrn 2018
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Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
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Taufe des Herrn 2018 B

Messtexte | Word-Dokument

Vor drei Jahren hat die ganze Welt um diese Zeit nach Frankreich geschaut. In Paris geschahen schreckliche Dinge. Die beiden Mörder haben viele Menschen umgebracht und sind daraufhin untergetaucht, bis sie aufgespürt wurden und erschossen wurden. Immer wieder gibt es das leider, dass jemand etwas schlimmes macht und dann sich versteckt und untertauchen will. In unserer Gesellschaft hat das Wort „untertauchen“ eine sehr negative Bedeutung. Wer untertaucht, der hat etwas auf dem Kerbholz, der hat etwas angestellt und muss sich verbergen.

Normalerweise verwendet man natürlich das Wort untertauchen, wenn jemand im Wasser schwimmt und untertaucht. Auch in der liturgischen Sprache der Kirche kommt das Wort „untertauchen“ in dieser ursprünglichen Bedeutung vor, wenn wir von der Taufe sprechen. Bei uns ist leider nur mehr das vorsichtige Übergießen von Wasser über den Kopf des Täuflings üblich. Bei den orthodoxen Christen gibt es das Untertauchen des ganzen Kindes aber sehr wohl noch. Auch in außerchristlichen Religion finden wir dieses Untertauchen, z.B. das Bad im indischen Fluss Ganges bei den Hindus als Bad der Reinigung.

Theologisch ist das bei uns auch so. Die Taufe bedeutet „untertauchen“, ja sogar sterben. Der alte Mensch wird untergetaucht, soll sterben und der neue Mensch taucht auf, kommt heraus. Er steht mit Christus zu einem neuen, göttlichen Leben auf. Von Martin Luther gibt es den Satz diesbezüglich. „Den alten Menschen müsste man ersäufen, aber dieses Luder kann schwimmen.“ D.h. es ist nicht so leicht sich von alten schlechten Gewohnheiten zu trennen. Sie sind resistent geworden. Und auch in der Medizin gibt es das. Wenn bestimmte Bakterien und Antibiotika resistent geworden sind, dann wird es immer schwerer sie zu besiegen.  Man muss immer größere Geschütze auffahren. Im geistlichen Leben sind die härteren Geschütze dann das vermehrte Gebet, der öftere Besuch der hl. Messe und der regelmäßige Empfang des Bußsakramentes. Hier werden wir auch neu geboren.

 So wie wir durch unsere Taufe neu geworden sind. Ein neuer Mensch kam aus dem Taufbecken hervor. Der alte durch die Erbsünde geschwächte Mensch ist gestorben und der Mensch mit der heiligmachenden Gnade darf nun auftauchen.

 

Jesus taucht im heutigen Evangelium auch unter, obwohl er nichts auf dem Kerbholz hat. Er hat nichts angestellt. Er ist uns in allem gleich außer der Sünde. Trotzdem reiht er sich ein in die Schar der Sünder, die sich von Johannes taufen lassen wollen und bereit zur Umkehr sind. Jesus setzt bewusst diesen Akt der Demut. Er stellt sich auf die Stufe derer, die er von den Sünden erlösen will. Er macht sich zu einem von uns, um uns nahe zu sein. Er macht sich klein, so wie er sich zu Weihnachten klein gemacht hat.

Unsere Taufe erinnert uns daran, dass auch wir untertauchen und sterben müssen. Den alten Menschen müssen wir begraben.

Auftauchen ist nun das Gegenteil. Das Steigen aus dem Bad der Taufe ist Symbol für die Auferstehung mit Christus. Wenn wir uns immer wieder bemühen aufzutauchen, aufzustehen, wenn wir durch die Sünde gefallen sind, dann ist Taufe kein einmaliger Akt, sondern dann ist Taufe täglicher Tod und tägliche Auferstehung. Dann leben wir unsere Taufe im Alltag und besiegen den bösen Feind, der nur will, dass wir in anderer Weise untertauchen und den ewigen Tod sterben, sodass es kein Auftauchen für die Seele gibt.

Wer aber mit Christus verbunden ist, mit Christus stirbt, wird auch mit Christus auferstehen, wird mit Christus aus dem Jordan auftauchen zum ewigen Leben. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024