23. Sonntag im Jahreskreis 2018 B
Messtexte | Word-Dokument
Schauen wir uns heute diese Evangeliumsstelle an unter dem Gesichtspunkt: Jesus als Seelsorger! Und zwar können wir fast in jedem Satz etwas dazu finden. Es beginnt bereits mit der ersten Information. „Jesus verließ das Gebiet von Tyrus und kam über Sidon an den See von Galiläa, mitten in das Gebiet der Dekapolis.“ Tyrus befindet sich im Norden von Israel und Sidon noch nördlicher. Das ist heidnisches Grenzgebiet in Richtung Syrien. Und dann geht er nach Süden. Das ist, wie wenn ich von Sankt Pölten aus über Wien nach Linz fahre. Die ganze Gegend hat allerdings überwiegend eine heidnische Bevölkerung. Die Seelsorge Jesu endet also nicht bei den Juden, sondern geht an den Rand. Auch der Priester muss dorthin gehen, versuchen auch diesen Leuten das Evangelium zu verkünden, die an den Rändern sind und nichts von Gott gehört haben und nicht über ihn reden können.
Dann heißt es weiter. „Man brachte einen Taubstummen zu Jesus.“ Warum hat man ihn denn gebracht? Er ist ja nicht blind. Er hätte ja selber kommen können. D.h. es gibt Helfer. Der Priester braucht auch diese Helfer, die andere Menschen zu ihm hinführen. Unterschätzen wir das nicht! Jeder soll sich hier angesprochen fühlen: Menschen zum Priester zu führen und damit zu Jesus hinzuführen.
„Sie baten ihn zu berühren.“ Das ist auch eigenartig. Sie baten nicht, ihn zu heilen. Wir sollen in Berührung kommen mit Jesus. Die Berührung mit Jesus macht uns heil. Das war bereits die große Hoffnung dieser Leute, dass die Berührung mit Jesus allein schon hilft.
Jesus nahm nun den Kranken beiseite, von der Menge weg. Damit signalisiert Jesus dem Taubstummen: Du bist für mich jetzt wichtig. Wir sollen den Einzelnen mit seiner Not ernst nehmen und uns um ihn kümmern. Für Jesus ist das klar. Da konnte eine riesige Menge mit ihm gehen. Er entdeckt den Zachäus auf dem Baum und wendet sich ihm zu. Er sucht das verlorene Schaf und hat alle 99 zurückgelassen. Er wendet sich der Frau zu, die sein Gewand berührt usw. Und jetzt nimmt er diesen Taubstummen zur Seite. Seelsorge hat immer auch mit dem Einzelnen zu tun. Auch wenn ich heute der ganzen Kirchengemeinde predige, ist es notwendig, dass der Priester dem einzelnen Menschen nachgeht in seiner je verschiedenen Not.
Jetzt wird es dann ganz eigenartig, was Jesus macht. Er legt ihm die Finger in die Ohren und berührt dann die Zunge des Mannes mit Speichel. Jesus gebraucht hier die Sprache, die der Mann verstehen kann. Er würde ja seine Worte nicht hören, darum berührt er die Ohren und die Zunge. Der Mann weiß nun, was es bedeutet, was Jesus ihm sagen will. Wir müssen auch die Sprache sprechen, die die Menschen verstehen und nicht über die Köpfe der Menschen hinweg.
Für uns alle aber gilt das, dass wir manchmal diese Zeichensprache wieder erlernen. Manchmal hilft nur die Körpersprache. Mutter Teresa hat in Kalkutta den Sterbenden nur die Hand gehalten. Sie konnte ja oft nicht mehr tun. Davon ist kein Sterbender gesund geworden. Sie sind alle gestorben. Aber dadurch hat sie ihnen die Liebe Christi gepredigt.
Der nächste Satz ist nicht sehr lang. Es ist vielleicht eine Kleinigkeit, aber sehr wichtig. „Jesus blickte zum Himmel auf.“ Wohin blicken wir eigentlich, wenn wir mit der Not von Menschen konfrontiert werden. Wir blicken auf die Not. Selbst wenn wir für den Notleidenden beten. Wir erzählen dem lieben Gott von der Not. Das Bittgebet ist gut. Jesus selbst sagt, wir sollen es tun, aber nicht nur nach unten auf die Not blicken. Wir sollen auch nach oben blicken. Wir blicken oft nach hinten und fragen: Woher kommt die Not, wo ist die Wurzel? Wir blicken dann nach vorne und überlegen. Welche Methoden haben wir, dem Menschen zu helfen? Das ist alles wichtig. Aber wie wenige blicken auch nach oben zum lebendigen Gott. Auch Gott kann etwas tun. Jesus blickte zu Gott und „seufzte.“ Das ist ein Zeichen, dass er mitleidet mit der Not dieses Menschen. Es geht ihm zu Herzen und das ist echte Seelsorge.
Schließlich kommt nun die Tat Jesu. Es geschieht mit einem einzigen Wort. „Effata!“ Das können wir Priester so nicht. Das ist die Macht Jesus, die wir immer wieder bei ihm erfahren. Ob das der Sturm auf dem See ist, dem er gebietet. Er sagt nicht: Vater, jetzt lass den Sturm aufhören, sondern „Schweig. Sei still.“ Oder ob das vor dem Grab des Lazarus ist. Er sagt wiederum nicht. Vater, mach den Lazarus wieder lebendig. Nein: „Lazarus, komm heraus.“ Es erinnert an die Schöpfung selbst. Die Macht des Sohnes ist die Macht des Vater, der sagt: „Es werde Licht!“ Das Wort Gottes, das Wort Jesu, hat schöpferische Kraft.
Und jetzt kommt der Satz, der ganz und gar nicht in die Seelsorge passt. Er verbot ihnen es weiterzuerzählen. Das ist doch die wichtigste Pastoral, denkt man manchmal. Wir müssen in der Werbung gut sein. Wir müssen uns gut präsentieren können. Wir brauchen ein gutes Image und da sagt Jesus. Nein, Gott wirkt im Verborgenen. Mach dir nichts draus, wenn die katholische Kirche kein gutes Image hat, wenn sie schlecht da steht. Posaune die guten Seiten nicht hinaus. Sie wirken in sich. Jesus ist bei uns. Wir haben es erfahren und wir dürfen dankbar für uns sagen. Jesus hat alles gut gemacht. Er hat auch an uns gewirkt. Er wirkt in den Sakramenten und dafür wollen wir ihm danken. Amen.