Osternacht B 2015
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Osternacht 2015 B

Messtexte | Word-Dokument

Jesus ist auferstanden. Halleluja! Das ist die Freudenbotschaft dieses Festes. Das Grab konnte ihn nicht halten. Der Stein ist weg. Das Grab ist leer. Die Engel verkünden: Er ist nicht hier. Er ist von den Toten auferstanden. Er lebt. Wir müssen nicht mehr traurig sind. Wir dürfen eine tiefe Freude im Herzen haben, denn der Tod ist besiegt. Der Teufel ist besiegt. Er hat keine Macht mehr. Der Himmel wurde uns wieder geöffnet. Wir können wieder zu Gott kommen. Das verschlossene Paradies gehört der Vergangenheit an.

Ursprünglich war das Osterfest das jüdische Paschafest. Die Juden dachten zurück an die Zeit der Gefangenschaft in Ägypten und feierten die Befreiung. Gott hat sie aus dieser Sklaverei herausgeführt. Nachdem er die letzte Plage geschickt hat - Jede Erstgeburt der Ägypter musste sterben, - hat der Pharao sie endlich ziehen lassen.

Nun ist bei uns Christen die Befreiung ganz anders geschehen. Wir sind auch in der Sklaverei gewesen. Allerdings waren wir in der Sklaverei der Sünde gefangen gewesen. Wir wurden auch befreit durch den Tod der Erstgeburt. Jesus Christus, der Erstgeborene, hat uns durch sein Sterben am Kreuz erlöst und befreit. Es mussten keine anderen sterben, sondern der Erlöser selbst gab sein Leben hin. Heute aber freuen wir uns, dass er nicht im Tod geblieben ist, sondern lebt.

Die Juden gedenken zu Ostern immer noch dieser Befreiung aus Ägypten und feiern das Pascha. Der jüngste Sohn fragt an diesem Abend den Vater: Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen? Und dann erzählt der Vater die lange Geschichte von Gott dem Schöpfer. Er erzählt von Abraham, vom Volk Israel bis hin zum Durchzug durchs Rote Meer in die Freiheit.

Ja, was unterscheidet nun unsere Osternacht von allen anderen Nächten? Auch wir könnten uns diese Frage stellen. Diese Nacht ist erhellt. Sie leuchtet vom Licht des Osterfeuers. Sie leuchtet vom Licht der Osterkerze. Unsere Kerzen, die das Licht von der Osterkerze haben, erleuchten die Dunkelheit. Das ist ein schönes Symbol für Jesus. Das Licht ist stärker als die Finsternis. Wenn eine Kerze angezündet wird, muss die Dunkelheit weichen. Die Finsternis hat keine Macht über das Licht. So ist es mit dem bösen Feind auch. Er muss weichen. Er muss sich zurückziehen. Er hat keine Macht mehr. Er ist besiegt.

Das ist also noch einmal die Freude dieser Nacht. Die Menschen damals, Maria Magdalena, die Apostel, sind sich dieser Botschaft noch nicht bewusst. Sie konnten es in ihre Tragweite noch nicht fassen. Erst langsam wird ihr Herz davon ergriffen werden. Darum hört man immer wieder die Trostworte. Fürchte dich nicht. Habt keine Angst. Die Engel im Grab sprechen es: Fürchtet euch nicht. Erschreckt nicht. Ihr sucht Jesus von Nazareth. Er ist auferstanden. Er ist nicht hier.

Und Jesus selbst tröstet Maria Magdalena auf seine Art. Warum weinst du? Es gibt keinen Grund mehr zu weinen, zu trauen. Es kann ein Christ heute nur Freude empfinden. Es kann ein Christ heute nur jubeln über die Botschaft. Auf dem ganzen Erdkreis ertönt das Halleluja. Jesus lebt. Alle andere Not, alle Sorgen, alle Schwierigkeiten sind im Licht dieser Botschaft so gering und unwichtig, dass das Herz nur jubeln kann und sich freuen muss.

Ich habe bei der Vorbereitung auf Ostern eine interessante Begebenheit gelesen. Es war im Jahr 1867, da bildete sich in England eine Vereinigung von ungläubigen Gelehrten. Diese wollten das Christentum in ihrem Fundament zerstören. Einer hat sich mit der Frage der Auferstehung Christi beschäftigt. Mehrere Jahre hat er geforscht, wollte Beweise finden gegen diesen Unsinnsglauben – ein Mensch kann nicht von den Toten auferstehen - und schließlich hielt er folgende Rede. Ich habe nicht viel zu sagen. Drei Jahre habe ich gearbeitet, um den Glauben an die Auferstehung Jesu zu besiegen; aber dieser Glaube hat mich besiegt. Meine Forschungen haben mir gezeigt, dass vom offenen Grab Jesu zu Jerusalem ein schnurgerader Weg führt nach Sankt Peter in Rom. Ich bin entschlossen, katholisch zu werden.

Er ist allem nachgegangen. Ja auch die Apostel haben nicht gleich blindlings alles für bare Münze gehalten. Gott sei Dank! Die Juden verbreiteten das Gerücht, dass sie den Leichnam gestohlen hätten, weil das Grab wirklich leer war. Das konnte man nicht weg diskutieren. Maria Magdalena erkennt zuerst Jesus nicht, weil sie damit nicht rechnet. Die Emmausjünger ebenfalls. Thomas wird sagen: Wenn ich nicht meine Hand in die Wunde lege, glaube ich nicht. Paulus wird sagen: Wenn Jesus nicht auferstanden ist, dann ist der Glaube sinnlos. Nun aber ist Jesus von den Toten erstanden. Diese Gewissheit hatten sie und wir vertrauen hier glaubwürdigen Zeugen. Wir selbst dürfen diese innere Gewissheit haben und dieser Glaube lässt uns heute den tiefen Frieden empfinden und ganz große Freude ausstrahlen. Jesus ist unter uns. Er lebt und er ist der erste der Entschlafenen. Er wird auch uns einmal auferwecken, damit wir für immer bei ihm sind. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024