27. Sonntag im Jahreskreis B 2012
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27. Sonntag im Jahreskreis 2012 B

Messtexte | Word-Dokument

Die Ehe ist in der heutigen Zeit ganz stark in der Krise. Durch die vielen Ehescheidungen verlieren viele den Mut, eine Ehe einzugehen und machen die Krise nur noch schlimmer, wenn sie einfach so zusammenleben.

Da es für Jesus keine Ehescheidung gibt, wie wir im heutigen Evangelium gehört haben, kann es auch für die Kirche keine Ehescheidung geben, die sich der hl. Schrift verpflichtet weiss. Wer eine Ehe eingeht, der verspricht die Treue für immer. Gott selber sagt „ja“ zu diesem Ehebund und wird von seiner Seite auch die entsprechenden Gnaden dazu geben.

Warum gehen besonders in der heutigen Zeit so viele Ehen schief? Meine Antwort ist: Wir müssen das Problem an der Wurzel anpacken. Es sollte schon im Vorfeld eine gute Ehevorbereitung geschehen. Es sollte schon der Jugend geholfen werden. Die heutige moderne Zeit gaukelt der Jugend vor, dass man zufrieden ist, wenn man möglichst früh Sex hat. Dieser Strömung müssen wir mit allem, was wir können, entgegensteuern.

Wahre Liebe aber wartet. Wahre Liebe kann warten. Wer hier nicht wieder den Hebel ansetzt, der reißt das Unkraut nicht mit den Wurzeln aus.

Wir alle sind zur wahren Liebe berufen. Diese Liebe können wir leben, wenn wir die Lehre Christi leben. Jeder Streit kann und muss in Versöhnung enden. Das Gebot Jesu „immer wieder zu verzeihen und aufeinander zuzugehen“, muss in der Ehe verwirklicht werden. Leben wir der Jugend dieses Beispiel vor!

Wir brauchen wieder gute Vorbilder und Ideale, die der Jugend und unseren Kindern die Wahrheit sagen: Echte Liebe braucht eine feste Bindung an den Partner. Nur die Ehe bietet diesen Sicherheitsraum, in dem echte Liebe wachsen kann. Dieser Sicherheitsraum lässt den Partner spüren: „Ich bin angenommen. Mein Partner steht zu mir in guten und in bösen Tagen.“

Echte Liebe ist auch wesentlich auf Treue angelegt und bewährt sich, wenn wirkliche Schwierigkeiten kommen. Dies kann man aber nicht erproben, wie das in der heutigen Zeit immer wieder versucht wird. Zur Ehe gehört vor allem die Belastungsfähigkeit und Dauerhaftigkeit von Liebe und Treue.

Wir müssen auch bedenken, dass voreheliches Zusammenleben die Wahl des richtigen Lebenspartners erschwert. Es ist sofort eine starke Bindung da, die zu lösen, falls ich merke, es ist doch nicht der oder die Richtige, sehr schwer wird.

Oftmals gehen viele mit einer sehr selbstsüchtigen Liebe in die Ehe. Die Triebe sind dabei unbeherrscht. Man will nur haben und genießen. Man will nur das eigene Glück und wartet nicht auf die „Antwort“ des Anderen. Diese Liebe sieht nur das Äußere und ist nicht von Dauer. Die echte Liebe jedoch ist auf ein „Du“ ausgerichtet. Sie nimmt Rücksicht und ist opferbereit. Sie will einander beschenken und den anderen glücklich machen. Diese Liebe sieht den ganzen Menschen, ist von ewiger Dauer und will Freud und Leid mit dem Anderen teilen.

Wenn wir so eine Ehe führen dürfen, wo sich jeder bemüht, müssen wir Gott auch dafür danken. Früher, als die Ehen noch so ziemlich in Ordnung waren, - zumindest äußerlich, denn es gab ja noch nicht die Ehescheidungen, - haben wir vielleicht zu wenig dafür gedankt. Heute ist oft das Leid mit den Kindern, die nicht mit dem echten Papa aufwachsen dürfen und immer hin und her geworfen sind.

Beten wir wieder mehr, dass die Ehen unserer Gesellschaft „gute“ Ehen sind und werden. Beten wir, dass die Ehe als Sakrament wieder neu erkannt wird, und dass Gott wieder in der Mitte eines jeden Ehebundes steht, denn dann wird dieses gemeinsame Leben auch gelingen. Amen


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