1. Adventssonntag B 2002
www. Predigtdienst.net
Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
Navigation

1. Adventssonntag 2002 B

Messtexte | Word-Dokument

Mit dem heutigen Tag ist die sogenannte besinnliche Zeit wieder angebrochen. Der erste Adventsonntag eröffnet die Vorbereitungszeit auf Weihnachten, auf die Geburt Jesu.

Der Advent hat immer einen dreifachen Aspekt. Wir erwarten Christus auf dreifache Weise.

Erstens natürlich, sein Kommen im Stall von Bethlehem, das vor 2000 Jahren geschehen ist und dessen wir in 4 Wochen gedenken. Aber nicht nur auf die Geburt in Bethlehem, sondern auch auf sein Kommen bei jeder hl. Messe bereiten wir uns vor, besonders wenn Jesus in der hl. Kommunion in unser Herz kommt. Und die dritte Ankunft hörten wir im Evangelium. Diese Ankunft liegt in der Zukunft. Sie wird am Ende der Zeiten sein. Im Evangelium wurde uns der Menschensohn vor Augen gestellt, der einst mit Macht und Herrlichkeit wiederkommen wird. Auch auf diese Zeit sollen wir uns vorbereiten, sollen immer wachsam sein, damit er uns nicht schlafend vorfindet.

Ich möchte heute auf 2 Heilige hinweisen, die uns in diesen 4 Wochen begleiten, die uns die Kirche im Advent besonders vor Augen stellt, denn sie haben sich auch auf das Kommen Jesu vorbereitet. Sie haben durch ihr Handeln und ihr Tun die Leute auf den Erlöser hingewiesen. Sie waren wachsam.

Die eine ist Maria, die Mutter Jesu. Sie hat sich neun Monate auf die Geburt ihres Sohnes vorbereitet. Maria hat nicht viel gesprochen von diesem Geheimnis, das ihr der Engel anvertraute. So wenig, dass selbst Josef sie verlassen wollte und Gott selbst wiederum eingreifen musste durch seinen Engel, der im Traum zu Josef sprach.

Maria hat selbst momentan nicht ganz verstanden, wie alles geschehen soll. Erst als ihr der Engel sagte, dass der Heilige Geist über sie kommen und die Kraft des Allerhöchsten sie überschatten wird, fügte sie sich sofort demütig dem Willen Gottes: Siehe, ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe, wie du gesagt hast.

Maria ist die stille Frau, die uns durch ihr Schweigen auf ihr Kind aufmerksam machen will.

Die zweite Person, auf die ich hinweisen möchte, war nicht so still. Es ist Johannes der Täufer. Er ist im Gegensatz zur stillen Maria der mächtige Rufer in der Wüste, ein rauer Geselle, der mutig zur Umkehr aufruft, der es nicht scheut, den Ehebruch des König Herodes und seiner Frau anzuprangern. Mit seinen Worten »Tut Buße, kehrt um, lasst euch taufen« ist seine Botschaft ein Hinweis auf den Messias. Es kommt einer nach mir, der größer ist als ich. Ich bin nicht würdig, ihm die Schuhriemen zu lösen. Als sich dann Jesus von ihm taufen lässt, weist er hin: Seht das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt. Johannes der Täufer ist der unmittelbare Vorläufer Jesu und eine wichtige Gestalt im Advent, dessen gewaltige Stimme die Wege des Herrn bereitet.

Johannes der Täufer ruft auf zu einem Neuanfang, zu Umkehr, zu Buße, zu einer guten Weihnachtsbeichte.

Maria steht für die Ruhe, für die Stille des Advent, für die Abende, wo man die Adventkranzkerzen anzündet, ein Gebet mit den Kinder spricht und Lieder singt. Die Stimme des Gewissens spricht nicht in der Hektik des Alltags, sondern wir hören sie, wenn es ganz leise ist und wir uns besinnen. So wie die Gottesmutter Maria in Nazaret, die sich auf die Geburt ihres Sohnes vorbereitete.

Zwei ganz verschiedene Menschen und doch ist ihnen eines gemeinsam: den Wunsch, sich auf die Ankunft des Herrn vorzubereiten.

Beide überzeugen durch ihr einfaches, schlichtes Leben. Die Armut im Stall zu Bethlehem. Die Armut des Johannes in der Wüste. Der Täufer ernähte sich ausschließlich von Heuschrecken und wildem Honig und war nur mit einem Gewand aus Kamelhaaren bekleidet.

Beide überzeugen durch ihren festen Glauben, der nicht wankte. Maria, die große Frau des Glaubens, die trotz aller Schwierigkeiten treu blieb und Jesus bis unter das Kreuz folgte. Johannes, der sich nicht scheute, für die Wahrheit und für seinen Auftrag seinen Kopf hinzuhalten und bereit war zu sterben.

Beide warteten auf den kommenden Heiland mit einer Sehnsucht, die ihr ganzes Wesen erfüllte. So wollen auch wir warten.

Treten wir ein durch diese Tor des Advents, wo links und rechts diese beiden großen Heiligen uns begrüßen und mit uns durch diese Zeit gehen. Lassen wir uns berühren von ihren Worten, die sie uns zurufen und von ihrer Botschaft, die sie uns mitteilen wollen. Dann wird es ein guter Advent im Sinne der Kirche, ein Erwarten der Herrlichkeit Christi und auch ein Warten auf das Christkind. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024