Ostermontag A 1999
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Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
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Ostermontag 1999 A

Messtexte | Word-Dokument

Das größte Fest unseres Glaubens verdient es wahrlich noch einen Freudentag anzuhängen, den Ostermontag. Der Osterjubel will noch nicht verstummen. Christus hat den Tod besiegt. Er ist auferstanden. Er lebt! Langsam erst wird sich bei seinen Freunden die Trauer in Jubel verwandeln.

Einige Frauen entdecken das leere Grab und erfahren von Engeln, daß Jesus lebt. Es sind auch Frauen, die die ersten sein durften, den Auferstandenen zu sehen. Nach Matthäus ist es Maria Magdalena und die andere Maria. Nach Johannes erscheint er Maria Magdalena alleine. Und ein Priester hat mir gesagt und meinte, er ist sicher seiner Mutter als erster erschienen. Dieses Vorrecht der Frauen war eine Belohnung ihrer Treue. Die Frauen waren die Treuesten und sind es heute noch.

Nach seiner Auferstehung war Jesus irgendwie verändert in seinem äußeren Aussehen. Denn so wie Maria Magdalena erkennen auch die Emmausjünger am Anfang Jesus nicht. Maria wird ihn erst erkennen, wenn er sie mit Namen anspricht. Den Emmausjüngern geht erst ein Licht auf, als er das Brot brach.

Zuerst also erkannten sie ihn nicht. Vielleicht waren sie auch so in ihr Gespräch vertieft, daß sie ihn gar nicht so genau anschauten, und schließlich rechneten sie damit ja gar nicht. Das Thema ihrer Unterhaltung war sicher die Meldung der Frauen von ihrer Erscheinung mit den Engeln, die sagten: »Jesus lebt.« Was ist davon zu halten? Gibt es das überhaupt: Von den Toten auferstehen? Haben die Frauen geträumt? Haben sie den Tod Jesu nicht verkraftet, sodaß ihre Phantasie durchging? Aber bis jetzt waren sie immer äußerst glaubwürdige Personen, und das Grab ist ja wirklich leer, das haben die Apostel auch gesagt, die zum Grab liefen. Vielleicht sind ihnen auch schon einige Äußerungen Jesu eingefallen, die auf seine Auferstehung hindeuteten: »In drei Tagen werde ich den Tempel wieder aufrichten.« Oft hat er ihnen auch gesagt, daß er leiden wird und in 3 Tagen wiederaufersteht. Aber damals war das alles noch zu verschleiert und sie verstanden diese Worte nicht. Ist es vielleicht doch möglich, daß er von den Toten aufersteht?

Am Anfang hat Jesus schweigend zugehört, als sie sich so unterhielten, dann aber unterbrach er sie mit einer Frage, die sie natürlich schockierte, denn nur ein ganz Fremder weiß nicht, was vorgefallen ist. Ab da beteiligte er sich am Gespräch. Sie sprechen miteinander. Oder formulieren wir es modern. Jesus führte mit ihnen einen Dialog. Einen wunderbaren Dialog, weil sie ehrlich Suchende waren. Zuerst stellt er also Fragen. Sie sagen ihm, was sie wissen und er erfährt, wie weit sie schon in ihrem Erkenntniszustand sind. Dann aber ergänzt er ihr Wissen und hilft ihrem Unglauben. Es war ein wahrhaft guter Dialog, weil die Voraussetzungen für so einen fruchtbaren Dialog gegeben waren. Sie waren wirklich Suchende und Hörende, nur konnten sie noch nicht glauben. Da erklärte ihnen Jesus die Schrift. »Der Messias muß leiden und so in seine Herrlichkeit gelangen. Ausgehend von Mose und allen Propheten legte er ihnen dar, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht.«

Wie gerne würde ich wissen, was Jesus da gesagt hat. Eines weiß ich: So mancher Bibelausleger wäre überrascht, was doch alles im AT schon auf Jesus hindeutet. Das AT kann nur christologisch gelesen werden. D.h. alles ist auf den Messias ausgerichtet, alles ist Vorbereitung auf sein Kommen. »Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn.« Die Juden warteten ja schon lange sehnsüchtig auf den Messias. »Wir aber hatten gehofft, daß er es sei, der Israel erlösen wird.« sagten die 2 Jünger. Die beiden Jünger ließen es sich dann sagen. Jesus erklärte ihnen, – ohne daß sie wissen, daß es Jesus ist: – Jesus ist der Messias. Er ist es wirklich. Er ist gekommen, um sein Volk von den Sünden zu erlösen und zwar über den Weg des Kreuzes. Sie waren Lernende. Sie waren offen für die Wahrheit.

»Es brannte ihnen das Herz.« stellten die Zwei später fest. Das wird immer so sein, wenn wir die Wahrheit erkennen dürfen. Wenn wir die Auferstehung glauben dürfen, dann spüren wir das im Herzen. Die Wahrheit macht frei und begeistert. In dieser Freude kehren sie um nach Jerusalem! Um es den Anderen mitzuteilen, zu erzählen, was sie erlebt haben. Die Osterbotschaft zu verkünden, es hinauszutragen in die Welt. »Der Herr ist wirklich auferstanden!« Bis heute ist dieser Ruf nicht verstummt, und die Kirche ruft es laut jedes Jahr zu Ostern. Auch wir wollen uns von diesem Osterjubel ergreifen lassen in unserem Herzen. Dieses Osterlicht hinaustragen und dadurch ein Licht für die Welt sein. Ja, der Herr ist wahrhaft auferstanden und er ist auch heute bei uns und unter uns, wenn wir das Brot brechen, wenn wir sein Opfer feiern, wenn wir seines Todes und seiner Auferstehung gedenken jetzt in der hl. Messe. Amen.


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