19. Sonntag im Jahreskreis A 2017
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19. Sonntag im Jahreskreis 2017 A

Messtexte | Word-Dokument

Weil der hl. Hippolyt unser Diözesanpatron ist, ist es gut über ihn ein bisschen etwas zu wissen. Der hl. Hippolyt ist eine interessante Persönlichkeit und in manchem schwer zu beurteilen.

Gestorben ist er im Jahre 235. Er war Schüler des großen Irenäus. Dieser war Schüler des hl. Polykarp und der wiederum Schüler vom Apostel Johannes. So haben wir die direkte Verbindung zu Jesus.

Er war streng konservativ. 2 Beispiele mögen dies belegen. Es wurde in einer Katakombe eine Porträtstatue gefunden, wo er in der Toga gekleidet ist, die damals schon aus der Mode war. Zweitens schrieb und sprach er griechisch, das zu dieser Zeit in Rom nur mehr wenige verstanden, weil sich das Latein wieder durchgesetzt hat.

Er wurde Berater des strengen und konservativen Papstes Viktor I. Als dessen milder Nachfolger Papst Zephyrinus den ehemaligen Sklaven Kallistus als Berater auswählte, begann die Tragik. Dieser Sklave wurde nämlich später sogar selber Papst und dies konnte Hippolyt nicht fassen und auch nicht akzeptieren. Er hielt die Wahl sogar für unrechtmäßig. Dazu  kamen verschiedene Auffassungen in der Ehedisziplin, in der Bußdisziplin und drittens in der Ämtervergabe.

In diesen Punkten aber war Hippolyt eindeutig zu streng. Er meinte, dass ein ehemals Unfreier keine gültige Ehe mit einer Freien eingehen kann.

Ebenso streng war sein Denken in der Frage der Bußpraxis. Da vertrat Papst Kallistus wiederum die mildere Auffassung, dass abgefallene Christen nach entsprechender Buße wieder in die Kirche aufgenommen werden können.

Und drittens hat Hippolyt eben ganz schön zu schlucken, als nun ein ehemaliger Sklave  Papst wurde.

Dies alles veranlasste ihn sich noch im selben Jahr 217 zum Gegenpapst wählen zu lassen. Zu dieser Weihe verfasste er ein eigenes Hochgebet. Seit der Liturgiereform des 2. Vatikanums gibt es 4 Hochgebete zur Auswahl. Das 1. Hochgebet ist der Römische Kanon, der über 1500 Jahre in der Kirche als einziger Kanon gebetet wurde. Das 3. Hochgebet ist das Hochgebet des 2. Vatikanums; könnte man sagen. Und das 4. Hochgebet ist in Anlehnung an die orthodoxe Kirche eingeführt worden.

Das 2. Hochgebet aber wird auch manchmal „Hippolytkanon“ genannt, denn vieles vom Hochgebet des Hippolyt wurde übernommen. Natürlich musste auch manches verändert werden. Damals gab es zum Beispiel noch kein „Heilig“.

Hippolyts Einfluss war nicht unbedeutend. Er war ja der Gelehrte, ein gescheiter Kopf, im Gegensatz zu dem ungebildeten Sklavenpapst. Aber das Schisma ist auch nach dem Tod des Papstes Kallistus geblieben. Die Kirche war gespalten auch unter Papst Urban I und noch unter dessen Nachfolger Papst Pontian. Erst unter diesem Papst kam es zur Versöhnung. Im Jahre 235 verbannte der damalige Kaiser den Papst und den Gegenpapst, Pontian und Hippolyt, nach Sardinien. Dort besprachen sich die Verbannten und beide verzichteten auf die päpstliche Würde. Beide starben in der Verbannung. Somit endete das erste Schisma und es war wieder ein Papst in der Kirche. Und beide verehrt die Kirche als Heilige. Sowohl Papst Pontian als auch Gegenpapst Hippolyt, der sogar durch die Aufnahme seiner liturgischen Texte bei der Liturgiereform von der Kirche hoch geehrt wurde, werden am heutigen Tag gefeiert. Beide haben es ernst gemeint, haben versucht den Willen Gottes zu tun und haben demütig gehandelt, indem sie aus Rücksicht um die Einheit der Kirche zurückgetreten sind.

Danken wir, dass es in der heutigen Zeit diese Verwirrung nicht gibt, wo man sich die Frage stellen muss, wer ist nun der rechtmäßige Papst? Auf wen sollen wir hören? Wir wissen es hat noch eine schlimmere Zeit gegeben: Ende des 14.Jh., Anfang des 15. Jh., wo es sogar kurze Zeit drei Päpste gegeben hat.

Heutzutage gibt es eine andere Verwirrung, darum ist es mehr denn je notwendig auf den zu hören, zu dem Jesus gesagt hat: Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.

Der hl. Hippolyt sagt uns erstens, dass man auch mit Fehlern ein Heiliger werden kann. Hippolyt hatte sich in manchen Dingen geirrt und trotzdem Wichtiges für die Kirche geleistet. Und zweitens: Die Sorge um den rechten Glauben ist oft ein Ringen. Die verschiedenen Auffassungen von Hippolyt und dem Papst zeigen ein ehrliches Suchen nach der Wahrheit.

Hippolyt ist sicher ein großer Heiliger, den wir anrufen dürfen und der für unsere Diözese St. Pölten, das ja von seinem Namen kommt, als Patron wichtig ist. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024