Taufe des Herrn 2014
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Taufe des Herrn 2014 A

Messtexte | Word-Dokument

Vielleicht mag uns diese Stelle ein wenig verwirren! Warum lässt sich Jesus taufen? Die Taufe des Johannes, die eine Umkehrtaufe war, ist doch für Jesus überhaupt nicht notwendig? Er, der ohne Sünde ist, der Gottmensch, braucht doch nicht umkehren! Warum reiht er sich dann trotzdem in diese Schlange von reumütigen Juden ein, die sich von ihren Sünden reinwaschen lassen möchten? Johannes selbst will protestieren. „Ich müsste von dir getauft werden!“ Aber nein, Jesus besteht darauf. Gerade diese Taufe lässt er sich geben, die die Leute auf ihn vorbereiten soll.

Wenn wir zurückblicken auf das bisherige Leben Jesu, stellen wir fest, dass es bereits einmal so eine Begebenheit gegeben hat, die uns ebenfalls verwirrt hat. Ich denke an die Beschneidung Jesu. Warum lässt sich Jesus beschneiden? Auch hier können wir momentan nur mit Verwunderung die Tatsache feststellen, dass es so ist, dass es anscheinend der Wille Gottes ist. Warum?

Der Gottmensch Jesus Christus ist einer von uns geworden, ganz Mensch geworden und wollte zuerst sich durch die Beschneidung sich dem ganzen Gesetz unterwerfen und jetzt wollte er auch in einem Akt unergründlicher Demut und Selbsterniedrigung sich der Johannestaufe unterziehen.

Wichtig ist natürlich auch, was dann geschieht. Der Himmel öffnet sich und das Schweigen Gottes wird beendet. „Das ist mein geliebter Sohn!“ Gott beginnt sich nun vollkommen zu offenbaren. Es ist ein deutlicher Hinweis auf das große Geheimnis der Dreifaltigkeit. Dieses Geheimnis musste den Menschen Stück für Stück geoffenbart werden. Die Stimme des Vaters wird vernommen, die von seinem Sohn spricht und der Heilige Geist wird in Gestalt einer Taube sichtbar.

Lassen wir uns nicht durcheinander bringen, wenn es Leute gibt, die diese Stelle entmythologisieren wollen. Es war nicht so, dass sich das alles nur im Bewusstsein Jesu abgespielt hat. Es wurde von allen gesehen. Wieder andere versuchen dies mit eigenartigen rationalen Gründen zu erklären. Aber wer von einem Gewitter spricht, bei dem sich durch Blitz und Donner plötzlich eine Taube gefürchtet hat und aufgescheucht wurde, das Gewitter dann schnell abzog und der Himmel sich aufklarte, der geht ebenfalls ganz falsch an die Sache herein.

Diese Zeichen sind eindeutig Zeichen der heiligsten Dreifaltigkeit, die die Gottheit Jesus Christi bezeugen und die bereits auch auf unsere Taufe hinweisen. So wie sich der Himmel bei der Taufe Christi öffnete, so hat sich auch bei unserer Taufe der Himmel geöffnet. Wir sind gereinigt worden und Gott hat auch zu uns gesagt: „Du bist ein Kind Gottes.“ So wie der Heilige Geist auf Christus am Jordan niederschwebte, so nimmt bei der Taufe der Heilige Geist Besitz vom Täufling und schenkt ihm unvergängliches, göttliches Leben.

Ein letzter Gedanke noch zu unserer eigenen Taufe. Sind wir uns bewusst, was unsere Taufe bedeutet? Ein banaler Vergleich, den ich gelesen habe, möchte ich ihnen noch mitteilen. Wenn ein Schiff in Anführungszeichen feierlich „getauft“ wird, dann knallt nicht nur eine Sektflasche gegen die Bordwand, sondern mit einer kurzen Ansprache wird das Schiff offiziell seiner Bestimmung übergeben. Es bekommt seinen einmaligen Namen und es bekommt seinen Auftrag, Güter und Passagiere zu befördern. Am Namen der Reederei und an der deutlichen sichtbaren Flagge kann jeder Fachkundige sofort erkennen, wessen Besitz dieses Schiff ist und zu welchem Land der Erde es gehört.

Und wir? Wissen auch wir, zu wem wir wirklich gehören? Wissen wir, unter welcher Flagge wir sozusagen durch unser Meer des Lebens fahren? Mit unserer Taufe fahren wir unter der Flagge Gottes. Wir gehören ihm. Wir arbeiten für ihn. Mit unserem Taufnamen stehen wir dafür ein. Aber handeln wir auch immer danach? Stehen wir zu diesem Vertrag? Gott steht immer zu uns. Er lässt uns nicht fallen. Er sagt: Ich kenne dich bei deinem Namen. Du bist für mich ganz einmalig.

Wir wollen uns also heute am Fest der Taufe Jesu auch an unsere eigene Taufe erinnern und uns bemühen, dass diese Taufe nicht nur durch unseren Taufschein sichtbar geworden ist, sondern dass wir auch durch unser Leben den anderen Menschen zeigen, wir sind durch die Taufe echte Christen geworden, die den Glauben auch durch ihr Leben bezeugen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024