Allerheiligen A 2014
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Allerheiligen 2014 A

Messtexte | Word-Dokument

„Und ich erfuhr die Zahl derer, die mit dem Siegel gekennzeichnet waren. Es waren 144.000.“ Das ist also eine riesige Schar. Mit welchem Siegel wurden sie gekennzeichnet? Was ist das für ein Siegel, von dem Johannes in der Offenbarung spricht?

Ein Siegel kennen wir vor allem noch aus Geschichtsbüchern oder historischen Filmen. Sie waren die Stempel und Unterschriften früherer Zeiten und bestätigten die Echtheit des Schreibens oder der Urkunde. Tiere werden auch heute noch mit Brandzeichen versehen.  In den dunklen Zeiten der Geschichte geschah das auch mit Menschen, mit Sklaven. Die Häftlinge in den Konzentrationslagern bekamen ebenfalls solche Zeichen oder Nummern. Wer so ein Siegel hatte, der gehörte nicht mehr sich selbst. Wer mir so einem Zeichen versehen war, war keine freie Person mehr. Er stand unter dem Einfluss eines Mächtigeren.

Auch heute noch besiegelt der Gerichtsvollzieher gepfändete Gegenstände. Umgangssprachlich ist uns das sicherlich vertraut mit dem Wort Kuckuck. Wer bestimmte Produkte im Supermarkt kauft, wartet beim Öffnen auf den Knack des Frischesiegels, der anzeigt, dass die Ware wirklich ungeöffnet war.

So bedeutet also auch das Siegel, das wir laut Offenbarung tragen müssen, dass wir nicht mehr uns selbst gehören, sondern Gott. Wer aber Gottes Eigentum ist und zu ihm gehört, wird nicht seiner Freiheit beraubt, sondern wird Kind Gottes. Das Siegel, das wir brauchen, um zum lieben Gott zu gehören, ist zuerst einmal die hl. Taufe. Hier bekommen wir das erste unauslöschliche Merkmal. Hier wurden wir zum ersten Mal reingewaschen im Blute des Lammes. Hier wird zum ersten Mal das Erlösungsopfer wirksam. Doch müssen wir immer wieder unsere Gewänder reinwaschen im Blute des Lammes. Das Taufsiegel allein reicht noch nicht aus. Es kann verschmutzen, unkenntlich werden, usw. Bei jedem Reueakt, den wir erwecken, bei jeder weiteren Bitte um Vergebung, bei jeder Beichte werden wir erneut gewaschen im Blute des Lammes und wir wissen, dass wir weiterhin zu Gott gehören. Wir wissen, dass wir dieses Siegel in uns tragen und dass uns dieses Siegel rettet.

Wenn wir heute Allerheiligen feiern, dann gedenken wir all derer, die dieses Siegel nicht nur bekommen haben, sondern die den Weg des Glaubens durch jegliche Bedrängnis hindurch bis zum Ende gegangen sind. Alle, auch die vielen unbekannten Heiligen, die heute im Mittelpunkt stehen, sind uns Vorbild und Mahnung, dass auch wir das Siegel des Glaubens in unserem Alltag bewahren sollen. Jeder, der dies tut und sich bemüht, heiligt sich und ist auf diesen Weg, den die Heiligen erfolgreich gegangen sind.

Warum feiern wir dieses Fest Allerheiligen? Es ist nicht wegen der Heiligen im Himmel. Die Heiligen sind alle schon glücklich, und das Glück kann durch uns nicht vermehrt werden. Wir feiern dieses Fest, weil wir noch Hilfe brauchen. Die Heiligen haben in ihrem Leben immer wieder versucht, Menschen zu Gott zu führen und sie mit ihm zu versöhnen. Das werden sie auch weiterhin tun. Sie werden bei Gott für uns Fürsprache einlegen, wenn wir sie darum bitten. Die Heiligen sind auch im Himmel noch eifrig dabei, zu heilen, zu versöhnen und zu helfen. Rufen wir sie also an, besonders auch unseren Namenspatron. Sie warten nur darauf. Am Fest Allerheiligen sind wir die Empfangenden. Wir gedenken nicht nur der vielen unbekannten Heiligen, sondern wir rufen sie alle an, damit sie uns hier auf Erden helfen, dass wir auch alle Heilige einmal werden. Amen. 


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