4. Ostersonntag A 2011
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4. Ostersonntag 2011 A

Messtexte | Word-Dokument

Das bekannte und schöne Bild vom guten Hirten steht heute im Mittelpunkt der Verkündigung. Bei den ersten Christen war dies eine der beliebtesten Darstellungen. Wir finden sehr oft Fresken, die Jesus zeigen, der ein Schaf behutsam auf seinen Schultern trägt. Das Gleichnis vom verlorenen Schaf ist im Gedächtnis der Jünger geblieben. Es war für sie ein wichtiges und schönes Bild wie Gott ist. Es zeigt so schön, was Jesus tut, wenn einer verlorengegangen ist. Jesus wird jedem nachgehen, der sich verirrt hat, der sich im Gestrüpp verfangen hat, im Gestrüpp der Sünden und der Versuchung. Jesus lässt sogar alle anderen Schafe zurück, nur um das Verlorene wieder zu finden. Jeder gute verantwortungsbewusste Hirt wird so handeln. Die Schafe werden das wissen, haben daher vertrauen zu ihm und folgen deswegen seiner Stimme. Sie kennen ihn und lieben ihn.

Auch wir wollen daher Christus, den guten Hirten, immer mehr kennen lernen, mehr lieben und ihm folgen. Er ist die Tür, durch die wir gehen müssen. Nur eine Tür gibt es zum schützenden Ort, an dem er uns bewacht. Draußen in der Finsternis, außerhalb des Schafstalls, lauern viele Gefahren. Da gibt es Diebe und Räuber. Da ist es gefährlich und unheimlich. Da heißt es wachsam sein, um nicht überfallen zu werden. Doch wenn sich so ein gefährliches Wesen nähert, ist nur ein Rat zu geben: Flüchte dich in den sicheren Schafstall, zum guten Hirten. Dieser wird dich beschützen. Er wird immer die Herde gegen diese wilden Tiere verteidigen.

Was zeichnet diesen guten Hirten aus?

Das ist erstens seine Treue! Treu war seine Liebe zu den Schafen. Der Mietling flüchtet, wenn Gefahr droht, wenn der Wolf kommt. Er lässt die Herde im Stich. Mit einer Ausnahme sind alle Apostel geflohen und damit dem guten Hirten untreu geworden. Der gute Hirt blieb treu und gab sein Leben hin für seine Schafe. Treu bis in den Tod, bis der Tod uns scheidet. So soll es auch für uns gelten, für den Ehestand und für jeden Priester, für alle, die sich Gott ganz geweiht haben.

Aber nicht nur treu, sondern ganz selbstlos war diese Liebe. Er gab alles hin. Er ließ sich verspotten, gab seine Ehre hin. Er gab seine Freiheit hin, ließ sich gefangen nehmen und ans Kreuz befestigen. Dann gab er seine Mutter her, die er so innig liebte und schenkte sie dem einzig treu gebliebenen Apostel Johannes, seinen Lieblingsjünger. Dann gab er sein Blut hin bis zum letzten Tropfen. Alles gab er hin, selbstlos bis zum »geht nicht mehr.«

Als letztes und drittes war diese Liebe nicht nur treu und selbstlos, sondern auch allumfassend, die niemanden ausschloss: weder die Kinder, noch die Alten; weder die Kranken, noch die Sünder. Besonders diesen galt seine Liebe. Für alle ist er gestorben, für alle hat er gelitten, alle hat er erlöst. Er ließ das eine verlorengegangene Schaf nicht im Dornengestrüpp in der Wüste zugrunde gehen. Er ging ihm nach! Er suchte es, bis er es gefunden hatte.

Ist diese Liebe nicht allumfassend? Für uns immer ein Mahnung: denken wir auch so? Oder schließen wir jemand aus, den wir nicht mögen oder der uns unsympathisch ist? Nur weil er nicht ganz nach meinem Geschmack ist, wird er ausgestoßen, wird er nicht beachtet, wird er ausgegrenzt! Das ist und bleibt immer in ganz und gar unchristliches Verhalten.

Auch unsere Liebe soll diese drei Komponenten haben. Sie soll treu sein, sie soll selbstlos sein und sie soll allumfassend sein. Wer sich dies zu Herzen nimmt, der ahmt den guten Hirten nach, der hört damit auf die Stimme des guten Hirten und folgt dieser Stimme. Diesem wird dann auch das Versprechen erfüllt werden, was der gute Hirt einem voraussagt: er wird das Leben haben und es in Fülle haben. Amen.


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