Allerheiligen A 2011
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Allerheiligen 2011 A

Messtexte | Word-Dokument

Kennen sie den heiligen Dismas? Er ist der erste Mensch, der heilig gesprochen wurde. Nicht durch die Kirche, sondern durch Jesus selbst. Nach der Tradition hieß der rechte Schächer am Kreuz, der sich bekehrt hat, Dismas. Bei diesem Menschen hat Jesus selbst ihm versprochen: Heute noch wirst du bei mir im Paradiese sein. Was ist sicherer als ein Ausspruch von Jesus selbst, wenn er uns den Himmel verheißt. Der erste Heilige ist also nicht ein Priester, ein Bischof oder ein Papst. Es ist kein Ordensmann oder eine Ordensfrau, die sich Gott besonders geweiht haben! Nein! Ein Verbrecher wird als erster von Jesus heilig gesprochen. Dass der liebe Gott auch in der Todesstunde jemanden noch die Sünden nachlässt, wenn er bereut und deshalb gerettet ist, darf uns ein großer Trost sein. Wer in der Todesstunde sagen kann. »Jesus, denk an mich!« »Jesus erbarme dich meiner!«, der hat es geschafft und ist den Nachstellungen des Teufels entronnen. Und er darf hinzugezählt werden zu den vielen Heiligen im Himmel, deren Gewänder rein gewaschen sind. Sie wurden im Blut des Lammes weiß gemacht.

Es gibt eine sehr nachdenkenswerte Anekdote. Da sagt ein Atheist zu einem Christen. Was hat das Christentum schon geschafft? Seit 2000 Jahren gibt es diese Religion des Friedens und wenn wir in die Welt hineinschauen, sündigen die Menschen mehr denn je. Da sagte der Christ zum Atheisten, der Seifenfabrikant ist. Was hilft eure Seife? Wie viele Menschen sind trotzdem dreckig? Da sagte der Seifenfabrikant: »Seife muss man anwenden.« Und darauf antwortet der Christ: »Genauso ist es bei uns auch. Das Christentum muss man anwenden!« Heilige sind Menschen, die das Christentum angewendet haben, es in die Tat umgesetzt haben, in der Praxis ausprobiert haben und in ihrem eigenen Alltag gelebt haben. Sie haben die Gnadenmittel Jesu angewendet. Die Sakramente standen nicht verschlossen im Küchenschrank zum Anschauen. Nein, sie haben Kraft geschöpft von der Sonntagsmesse, von der regelmäßigen Beichte, die sie von den Sünden befreite und vom täglichen Gebet, das sie in Verbindung mit Gott brachte.

Die Heiligen sind Menschen, die mit dem Blut Christi gewaschen sind. Dieses Blut Christi, das am Kreuz geflossen ist, als der Hauptmann die Seite Jesu öffnete, wird für uns wirksam, wenn wir also uns waschen lassen. Wenn wir unsere Sünden vor Gott bekennen und bereuen, dann reinigt uns das Blut Christi, denn er ist für unsere Sünden ans Kreuz gegangen. Bei jeder heiligen Messe fließt das Blut Christi. »Das ist mein Blut, das für euch vergossen wird.« Bei wie vielen ist es leider umsonst geflossen. Wie viele holen sich nicht diese Reinigung vom Messopfer! Wie viele lehnen es ab und wollen leider gar nicht rein gewaschen werden.

Die Heiligen sind »Menschen, die aus der großen Bedrängnis kommen«, heißt es in der Offenbarung. Es sind Menschen, die zwar auch versucht wurden in ihrem Leben, so wie jeder Mensch, aber die sich nicht damit abgefunden haben und liegen geblieben sind, wenn sie vom bösen Feind momentan niedergeschlagen wurden. Nein, sie sind wieder aufgestanden. Heilige waren Kämpfer. Heilige haben nicht aufgegeben und haben mit den Waffen Christi gekämpft. Sie haben immer wieder Seife angewandt und ihre Kleider gewaschen. Dies hat bei ihnen nicht nur das eine Mal bei der Taufe stattgefunden, als zum ersten Mal der Waschvorgang gestartet wurde, sondern immer wieder. Stellen wir uns vor, wir würden uns nur einmal im Leben waschen, wie würden wir stinken am Ende unseres Lebens. Nur einmal bei der Taufe waschen, wie würde die Seele stinken am Ende unseres Lebens. Doch vielen macht es gar nichts aus, weil wir es nicht mit unserer Nase riechen können. Doch der liebe Gott hat eine übernatürliche Nase, der die Sünden riecht und die Sünden nicht verträgt und wer nicht auf dieser Welt sich reinigt, der muss es in der Ewigkeit nachholen: Die einen mehr, die anderen weniger. Denn im Fegfeuer werden dann die Sünden weg gebrannt. Wegbrennen! Das ist viel schmerzvoller als die Sünden zu Lebzeiten abwaschen. Heute denken wir auch an all die Menschen, die noch mit Heimweh im Fegefeuer warten müssen. Es sind arme, leidende Seelen. Darum nennen wir sie arme Seelen. Sie sind arm, weil sie sich nicht sauber gewaschen haben. Erst wenn sie Gott besitzen, sind es reiche Seelen. Erst wenn die Seele rein ist, kann sie in die ewigen Wohnungen eingehen.

Heute am Fest Allerheiligen rufe ich ihnen zu, dass wir alle berufen sind einmal bei Gott zu sein, das heißt heilig zu sein. Das bedeutet aber, dass wir schon auf dieser Welt uns bemühen müssen, diesen Weg der Gebote gehen müssen. Der heilige Paulus sagt es uns in seinen Briefen. »Es ist der Wille Gottes: eure Heiligung.« Geht den Weg der Liebe, dann seid ihr am Ende dabei bei dieser großen Schar von 144.000. Die Zahl ist symbolisch zu deuten für eine unzählbare Schar, denn viele sind es aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen. Sie alle loben Gott mit lauter Stimme. So wollen wir hier auf Erden in unserem Leben auch den Lobpreis Gottes nie verstummen lassen. Wenn wir Gott nicht vergessen und ihn anbeten, dann haben wir am Ende weiße Gewänder und er wird uns in die ewigen Wohnungen aufnehmen. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024