12. Sonntag im Jahreskreis A 2002
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Die katholische Predigtsammlung von Pfarrer Poschenrieder
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12. Sonntag im Jahreskreis 2002 A

Messtexte | Word-Dokument

Oftmals spricht Jesus den Satz: »Fürchtet euch nicht!« Als die Apostel Jesus auf dem See gehend sehen und ihn für ein Gespenst halten, ermuntert er sie: »Ich bin es: Fürchtet euch nicht!« Oder als sie Angst vor dem Sturm haben und Jesus schläft, wecken sie ihn auf und er gebietet dem Sturm mit einem Wort und sagte zu seinen Jüngern: »Was seid ihr so furchtsam?« Denken wir an seine Erscheinung als Auferstandener, die den Frauen und Jüngern Furcht einflößt. Jesus sagt nur: »Fürchtet euch nicht!«

Oftmals also rügte Jesus die Seinen fast, weil sie Furcht hatten. Immer wieder kommt das beruhigende Wort: »Fürchtet euch nicht!«

Auch heute ruft uns Jesus zu: »Fürchtet euch nicht! Fürchtet euch nicht vor den Menschen! Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können!«

Wen meint Jesus mit diesen Mördern? Ein jeder von uns fürchtet sich – nicht ganz unberechtigt – vor solchen Verbrechern. Doch Jesus betont: Fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann. Schlimmer als jeder noch so unmenschliche, aber doch menschliche Mörder ist das Wirken des Teufels.

Jesus lenkt unsere Blicke auf das Himmlische, auf das Übernatürliche, auf das Jenseitige. Er sorgt sich um uns Menschen, er warnt uns, damit keiner verloren geht. Gefährlich ist der, der uns verführt. Es ist eine deutliche Mahnung aufzupassen, damit wir nicht dem Versucher auf den Leim gehen.

Wir sollen Angst vor dem Teufel haben! Ist damit Jesus ein Angstmacher? Nein, sicher nicht. Aber Jesus verschweigt die ewigen Wahrheiten nicht. Der Herr warnt uns. Es gehört auch zur Liebe, den Mitmenschen vor drohenden Gefahren zu warnen.

Dieses Thema ist sicher keine Nebensächlichkeit. Ansonsten könnten wir ja gleich sagen, dass uns egal ist, was nach unserem Tod passiert. Im letzten würden wir dann auch meinen: Gott ist uns eigentlich egal. Diese Wahrheiten, auf die uns Jesus sehr deutlich hinweist, heißen Himmel, Hölle und Fegefeuer.

Es sind dies ganz wichtige Glaubenswahrheiten. Sie als Priester zu verschweigen, hieße, die anvertrauten Gläubigen ins offene Messer laufen zu lassen. Früher war es selbstverständlich, darüber zu sprechen und zu predigen. Heutzutage wird dieses Thema immer mehr verschwiegen und viele wissen davon leider wenig. Als Religionslehrer an Schulen erlebt man es heute allzu oft, dass Kinder noch nie etwas vom Fegefeuer gehört haben. Der Himmel ist bei vielen dann irgendwo in den Wolken und die Hölle ist angenehm warm.

Aber wie ist es wirklich? Der Himmel ist ewig. Die Hölle ist ewig. Der Himmel ist unser Ziel. Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und einmal für immer bei ihm sind, der unendlich glücklich macht. Das Fegefeuer ist zeitlich beschränkt. Ab einem jeweils verschiedenen Zeitpunkt werden alle, die im Fegefeuer sind, im Himmel sein. Das Fegefeuer ist der Reinigungsort, der Ort, wo man Heimweh nach Gott hat und von den Sünden geläutert wird. Im Katechismus der katholischen Kirche (KKK) ist es folgendermaßen formuliert: »Wer in der Gnade und Freundschaft Gottes stirbt, aber noch nicht vollkommen geläutert ist, ist zwar seines ewigen Heiles sicher, macht aber nach dem Tod eine Läuterung durch, um die Heiligkeit zu erlangen, die notwendig ist, in die Freuden des Himmels eingehen zu können.«

Das bedeutet, dass wir nur dann in den Himmel kommen können, wenn wir ganz ohne Sünden sind. Wer also mit leichten Sünden stirbt, muss diesen Weg der Reinigung vorher gehen. Darum erinnert uns die Kirche immer wieder daran, die Sünden zu bekennen und zu bereuen. Darum bietet die Kirche immer wieder das Sakrament der Versöhnung an, die Heilige Beichte.

Der heilige Papst Gregor sagt: »Man muss glauben, dass es vor dem Gericht für gewisse leichte Sünden noch ein Reinigungsfeuer gibt, weil die ewige Wahrheit sagt, dass, wenn jemand wider den Heiligen Geist lästert, ihm, weder in dieser noch in der zukünftigen Welt vergeben wird. Aus diesem Ausspruch geht hervor, dass einige Sünden in dieser, andere in jener Welt nachgelassen werden können.«

Darum beten wir auch für unsere Verstorbenen. Darum lassen wir auch Heilige Messen für diese feiern. Wir möchten ihnen helfen und können ihnen helfen, dass sie bald in die Herrlichkeit Gottes eingehen, dass sie gerettet werden. Darum sagt Jesus: »Fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann.«

Hierzu steht im Katechismus: »Die Lehre der Kirche sagt, dass es eine Hölle gibt und dass sie ewig dauert. Die Seelen derer, die im Stand der Todsünde sterben, kommen sogleich nach dem Tod in die Unterwelt, wo sie die Qualen der Hölle erleiden, das ewige Feuer. Die schlimmste Pein der Hölle besteht in der ewigen Trennung von Gott, in dem allein der Mensch das Leben und das Glück finden kann, für die er erschaffen worden ist und nach denen er sich sehnt.«

Enden möchte ich aber mit dem Himmel. Die in der Gnade und Freundschaft Gottes sterben und völlig geläutert sind, leben für immer mit Christus. Sie sind für immer Gott ähnlich, denn sie sehen ihn »wie er ist«, von Angesicht zu Angesicht. Dazu sind wir berufen. Der Himmel ist das letzte Ziel und die Erfüllung der tiefsten Sehnsüchte des Menschen, der Zustand höchsten endgültigen Glücks, auf das wir uns schon freuen dürfen.

Jesus selbst ist der Weg in den Himmel. Hüten wir uns davor, jemals völlig von diesem Weg abzukommen und nach dem Tode in die ewige Gottesferne abzugleiten. Amen.


© Pfarrer Christian Poschenrieder 2024